Fotografie Hausaufgabe Februar 2016: Thema „Drunter und Drüber“
Du willst wissen, was es mit den Hausaufgaben auf sich hat? Lies diesen Beitrag.
Als ich Anfang des Jahres auf den Brocken wanderte, konnte ich für einen kurzen Moment gleichzeitig unter und über die Wolken blicken. Ein Moment, den es so in meiner Heimat im westfälischen Flachland nicht gibt. Da kam mir die Idee für dieses Hausaufgaben-Thema.
Ich finde es immer wieder spannend, auf was für Ideen die Teilnehmer so kommen. 🙂
Fotografie Hausaufgabe: Das Gewinnerbild
Als erstes das Gewinnerbild!
Glückwunsch an Michaela Kresing für dieses wunderbare Drunter-und-Drüber-Foto.
Fotografie Hausaufgabe: Weitere Teilnehmerergebnisse
Objektiv Test: Ein paar harte Wahrheiten direkt zu Beginn, damit du direkt weißt, worum es geht:
Schärfe ist die am meisten überbewertete Eigenschaft der Objektive!
Objektivschärfe scheint etwas mit scharfen Fotos zu tun zu haben, aber das ist nicht der Fall.
Die Marketingabteilung der Objektivhersteller möchten Objektive verkaufen und fördern deshalb diese Ansicht. Ist leicht zu testen und die Ergebnisse in Charts und Grafiken zu zeigen. Schaut schön wissenschaftlich aus und MUSS doch deshalb wichtig sein. Oder ist ein Objektiv Test sinnlos?
Du machst viel bessere Fotos, wenn du lernst, mit dem was du hast gut zu fotografieren, anstatt dir Gedanken über dein Equipment zu machen.
Objektive waren seit den Anfängen der Fotografie (1822) immer scharf, vorausgesetzt, sie wurden richtig eingesetzt. Heute sind sogar die sog. “Plastiklinsen” und Kitobjektive, richtig eingesetzt, sehr scharf.
Ein Objektiv Test (Labortest) von Objektiven sagen rein gar nichts aus. Denn diese Tests in sterilen Umgebungen und das Fotografieren von Siemenssternen hat nichts mit dem Fotografieren on location zu tun. Es wird aber immer wieder gerne gemacht, weil die Leute da draußen (also auch du??) denken, es wäre wichtig. Außerdem kann man ja was zeigen und damit Zeitschriften verkaufen usw.
Ein Objektiv auf einer Kamera zu testen macht schon mehr Sinn, denn das ist das, was du tun möchtest. Oder willst du zukünftig nur Zeitungsseiten mit Kleingedrucktem oder Siemenssternen fotografieren?
Natürlich will keiner – auch ich nicht – ein unscharfes Objektiv kaufen. Erst recht keines, das durch einen Produktionsfehler nicht das macht, was es soll. Aber wenn zwei Objektive beide in Ordnung sind und das eine hat ein paar Punkte mehr in einem Objektivtest, als das andere, heißt das in keinster Weise, dass du mit dem “schärferen” bessere Fotos machst. Denn du als Fotograf bist für weitaus mehr Unterschied durch die Handhabung und Nutzung verantwortlich, als es dieses oder jenes Objektiv wäre.
Dieser Artikel ist für praktisch tätige Fotografen geschrieben und berücksichtigt, was in der Praxis wichtig ist. Wer nichts anderes hat, als die Fototechnik als Selbstzweck zu sehen, möge bitte woanders suchen – das bediene ich nicht!
Alles klar? Dann lies, warum das alles so ist. 🙂
Objektiv Test: Kenne deine Grenzen
Wenn ich Equipment neu kaufe, versuche ich es zuerst an seine Grenzen zu führen. Ich finde die Grenzen, mache eine Notiz darüber. Dann gehe ich raus und fotografiere. Ich denke nie wieder darüber nach.
Leider testen viele Leute Ihre Objektive und werden unzufrieden, weil sie denken, sie haben ein kaputtes Objektiv, wenn sie an die Grenzen geraten. Oder weil ihre Fähigkeiten nicht ausreichen, sie richtig zu nutzen.
Doch jedes Gerät hat seine Grenzen!! Und mit Digitalkameras kann sie heute jeder finden. Nur Idioten finden Grenzen und beklagen sich dann darüber, dass welche da sind. Die Deutschen sind 2014 ja auch nicht Weltmeister geworden, weil sie herumsaßen und sich über die Gründe beklagten, warum sie lange Zeit keine Weltmeister werden konnten. 🙂
Objektiv Test: Warum Objektivschärfe außerdem uninteressant ist
Zu analogen Zeiten bezeichneten viele Menschen ein Foto im Format 20 x 30 cm schon als „großen Abzug“. Weil solch ein Format Geld kostete, versuchten Sie die Schärfe auf 10 x 15 cm Bildchen zu beurteilen. Dabei war mindestens ein 50 x 70 cm großer Abzug nötig, um Objektivschärfe überhaupt beurteilen zu können. Denn erst dann sind die Details groß genug im Bild, um die Auswirkung der Schärfe des Objektivs sehen zu können.
Schon damals waren sogar die einfachsten Kameras in der Lage, scharfe 20 x 30 Abzüge zu machen.
Das meiste Equipment war schon immer oft viel besser als die Fähigkeiten der sie nutzenden Menschen.
Beim Vergrößern der Negative auf Fotopapier wurde meist viel Schärfe “verschenkt”, weil das Vergößerungs-Objektiv schlecht war.
Die meisten Menschen heute haben einfach keine Ahnung, wie gut Equipment – auch einfaches – heute ist.
Unfaire Testbedingungen
Ein Objektiv kann unfassbar versagen, wenn du damit eine Ziegelwand oder Zeitung fotografierst. Am nächsten Morgen kannst du jedoch mit dem gleichen Objektiv den Schuss deines Lebens machen: Wenn du damit bei Sonnenaufgang im amerikanischen Yosemite-Park stehst, die Sonne bricht durch die Wolkendecke und für den Bruchteil einer Sekunde ist alles perfekt! Und du machst, wegen der grandiosen Landschaft und dem außergewöhnlichen Licht ein wahrhaft atemberaubendes Landschaftsfoto.
Warum?
Ziegelwände haben nichts mit realen Motiven zu tun. Ein Objektiv Test zeigt vor allem, dass Objektive bei großen Blenden (z.B. 1,4) besonders schlechte Werte aufweisen. Damit ist dann für den Testleser “bewiesen”, dass das Objektiv nicht gut oder perfekt ist.
Das echte Leben
Aber im echten Leben arbeiten nur wenige Fotografen in vollem Sonnenschein mit Blende 1,4!
Blende ab und das Objektiv ist überragend. Sogar in den Ecken!
In schwachem Licht, wo wir die Blende 1,4 brauchen, ist die Eckenschärfe meist uninteressant, weil es dort mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin dunkel ist.
Im echten Leben beeinflussen natürliche Faktoren ein Foto mehr als die Linsenschärfe. Im Labor jedoch bewegt sich nichts und alles ist flach. Nur Leute, die nichts Besseres zu tun haben, fotografieren flache Testcharts. Smartere Leute stecken die in einen Scanner und erhalten so perfekte Ergebnisse. 😉 Im echten Leben ist aber nie etwas flach und alles bewegt sich. Wenn nichts flach ist, dann ist auch nur ein Punkt perfekt scharf, während alles andere es nicht ist.
Die besten Objektive nach MTF-Kurve (das ist ein immer wieder gerne hergenommenes Element in Tests) sind die ganz langen Brennweiten (300/2,8, 400/2,8, 600/4 mit ED oder L-Serie). Doch zwischen uns und unserem Motiv liegt die Atmosphäre, Dunst, Staub – und die verderben uns wieder die schöne Schärfe. So sind auch diese schärfsten Objektive wiederum nicht scharf.
Ein scharfes Foto braucht gutes Licht, reine Luft, perfektes Scharfstellen auf das Motiv und einen Fotografen mit einer Vision. Mangelnde Schärfentiefe, unsauberes Scharfstellen und Bewegungen des Motivs oder des Fotografen sind die Hauptgründe, warum Fotos nicht so scharf werden, wie sie sein könnten.
Objektiv Test – Fazit 1:
Objektivschärfe sollte uns also nicht kümmern in der echten Fotografie.
[alert-announce]Praxistipp: Gute Fotografen vermeiden scharfe, kontrastreiche und wichtige Bildelemente in den Bildecken. Denn sie ziehen den Blick des Betrachter aus dem Bild heraus. Gute Fotos hingegen halten den Blick des Betrachters im Bild. Details am Rand mindern die Aufmerksamkeit und schwächen so das Bild. Falls Objektive am Rand unschärfer werden, ist das also egal, weil dort ohnehin nichts Wichtiges platziert sein sollte.[/alert-announce]
Objektiv Test: Wie du Objektive richtig einsetzt
(Ein Hinweis: Für die folgenden Ausführungen nehme ich das APS-C-Format als Beispiel. Für andere Sensorgrößen kommen andere Blendenwerte in Frage.)
Kenne die allgemeinen Grenzen von Objektiven und arbeite damit:
Die meisten Objektive haben ihre beste Schärfe, wenn du 2-3 Blenden abblendest von der größten Blende. Ein Beispiel: Ein Objektiv mit Blende 1,4 setzt du optimaler weise bei Blenden um 2,8 – 4 ein. Das verringert Aberrationen und Vignetten auf das Minimum. Verwende deshalb nie die offenste Blende, aber auch keine Blenden über Blende 16 (gilt für APS-C) wegen der Beugungsunschärfen.
Manche Leute flippen aus und denken, sie haben defektes Equipment, weil sie Objektive für etwas einsetzen, für das sie nie gedacht waren. Dabei schauen sie nur zu genau hin und finden dabei die Grenzen der Objektive (Du erinnerst dich: Jedes Gerät hat Grenzen!).
Über Objektive:
Nur Makroobjektive sind für das Fotografieren flacher Objekte gemacht. Alle andere Linsen sind für das Fotografieren sich bewegender dreidimensionaler Motive gemacht. Verschwende zu viel Zeit mit den Unschärfen der Ecken und du stirbst jung.
Normal- und Teleobjektive haben selten Abbildungsfehler. Nicht umsonst waren Normalbrennweiten über 100 Jahre lang praktisch das einzige Objektiv der meisten Fotografen.
Auch aktuelle, lichtstarke (und damit sehr teure) Zooms können in den Ecken bei zu großer Vergrößerung unscharf sein (s.u: “Zu groß?!!”).
Wenn du auf einer großen Vergrößerung mit einer Lupe rumrutscht, darfst du dich nicht wundern, wenn das Objektiv nicht superscharf zeichnet. Große Vergrößerungen sind dafür da, aus größerer Entfernung betrachtet zu werden (s.u. “optimaler Betrachtungsabstand”).
Es ist normal, dass Superweitwinkel in den Ecken unscharf sind, wenn du mit Offenblende fotografierst. Ist aber egal, denn wenn du weit offen fotografierst, weil es dunkel ist, dann sind die Ecken meist auch dunkel.
[alert-announce]Optimaler Betrachtungsabstand
Üblicherweise ist das Doppelte der Formatdiagonale der optimale Betrachtungsabstand. Du erinnerst dich an den Satz des Pythagoras? Damit errechnest du den, z.B. bei einem 60 x 90 cm Foto = 108 cm x 2 = 216 cm. Betrachte ein solch großes Foto aus diesem Abstand und es wird scharf sein.
Nimm dir eine Lupe, rutsch darauf herum und werde unglücklich. Muss ja jeder wissen, wie er sich seine Fotografie versaut! 😉 [/alert-announce]
Kenne die Grenzen und arbeite damit. Der wahre Unterschied zwischen verschiedenen Objektiven ist der nutzbare Blendenbereich, in dem ein Objektiv perfekt arbeitet.
Deshalb (!!!) zahlen Fotografen viel Geld für bessere Objektive. Nicht, weil sie in einem Labor unter idealen Bedingungen besser sind. Sondern weil sie über einen größeren Blenden-Bereich optimal einsetzbar sind. Die Grenzen solcher Objektive liegen weiter außen, als die schlechterer Objektive. Dadurch sind sie vielfältiger einsetzbar, weil sie eben nicht so schnell an ihre Grenzen geraten.
Ein Beispiel:
Wir vergleichen ein Kitobjektiv 3,5-5,6/18-55 mm mit einem teuren Objektiv 2,8/18-55 mm. Dabei betrachten wir die aus Gesichtspunkten der Schärfe optimalen Blendenwerte und die sich daraus ergebenden optimal nutzbaren Blendenbereiche. Als kleinste Blende nutze ich die Blende 16, da weiteres Abblenden nur zu Beugungsunschärfen führen würde. Ok?
Ja, ich weiß, dass es unfair ist, ein Objektiv für 130 € zu vergleichen mit einem, das mehr als 10 x so teuer ist. Aber wenn es um Schärfe geht, müssen wir mal gnadenlos sein, ok?! 🙂
Machen wir es besonders dramatisch, indem wir für dieses Beispiel beide Objektive bei 55 mm Brennweite einsetzen. Gehen wir nun davon aus, dass beide Objektive um zwei Blenden abgeblendet werden, um ihre optimale Schärfe heraus zu kitzeln.
Bei dem günstigen Kitobjektiv erreichst du die optimale Schärfe also bei Blende 11.
Da musst du schon reichlich Licht haben, hohe ISO-Werte einsetzen (uiuiui, was machen die wohl mit der Schärfe??!) oder bei wenig Licht ein Stativ einsetzen. Der nutzbare Blenden-Bereich mit optimaler Schärfe liegt also zwischen 11 und 16. Mit zwei Blenden nicht gerade groß, oder?
Ganz anders bei der lichtstärkeren Variante: Hier kannst du schon bei Blende 5,6 rattenscharfe Bilder erwarten. Und der nutzbare Blendenbereich ist nun von 5,6 – 16 – mit 4 Blenden direkt doppelt so groß.
Objektiv Test – Fazit 2:
Du siehst, wenn du bei der Beurteilung von Objektiven nur auf die Schärfe schaust, schränkt dich das ganz schön ein. Es ist auch völlig unrealistisch, nur diese Werte zu nutzen!!!!!
Also verstehe mich nicht falsch: Du kannst natürlich alle Blenden deiner Objektive nutzen – auch die der Kitobjektive. Und du kannst natürlich damit auch knackscharfe Fotos machen. Was du aber auf jeden Fall verhindern solltest, ist es zu genau hinzuschauen. Doch ab wann schaust du “zu genau” hin??
[alert-announce]Zu groß?!!
Kennst du die 1:1-Ansicht in Lightroom?? Wenn du die verwendest, schaust du “zu genau” hin.
Deshalb nutze ich die 1:1-Ansicht gar nicht!!! Das frustriert nur: Da gibst du eine Menge Geld für teure Objektive aus und es sieht immer alles leicht unscharf aus. Ich bleibe in der 1:2-Ansicht, da bekomme ich viel mehr Schärfe für mein Geld. 😉
Jetzt fragst du dich aber, warum es dann die 1:1-Ansicht überhaupt gibt?! Weil man hier und da, z.B. für die Retusche von Hautunreinheiten, mal ganz weit rein muss in’s Bild. Dann zoome ich kurz rein, mach meine Arbeit und schalte schnell wieder zurück auf 1:2 oder noch kleiner.
[/alert-announce]
Ich bekenne, …
… auch ich mache nicht immer pefekt scharfe Fotos! Lass mich dir ein Beispiel zeigen, wo ich echten Bockmist gebaut habe.
Meine Nikon D800 ist eine tolle Kamera, aber was Scharfstellen anbetrifft, erwartet das Miststück einen gepflegten Umgang vom Fotografen. 🙂 So fand ich schnell heraus, dass keines meiner Objektive genau dort scharf stellt, wo es sollte. Wir Fotografen sprechen dann von einen Frontfokus, wenn die Kamera immer vor dem Punkt scharf stellt, auf den eigentlich scharfgestellt wurde. Ein Backfokus lässt die Kamera immer zu weit hinten scharf stellen.
All das wusste ich und hatte es für meine Objektive ausgetestet. Und natürlich auch in die Kamera einprogrammiert. So erkennt die Kamera immer das angesetzte Objektiv, stellt den Korrekturwert ein und macht so scharfe Fotos da, wo sie scharfgestellt sein sollten.
Bei diesem Shooting mit der wunderbaren Katja hatte ich aber das gesamte Autofokus-Korrektursystem ausgeschaltet!!! So konnte natürlich die Kamera nicht korrekt scharf stellen. Habe ich aber erst gemerkt, als ich meine Fotos zuhause auf den Rechner übertrug.
Ein Glück, dass es nur eine freie Arbeit war und kein Job – puuuuh!
Objektiv Test: Größe zählt aber doch was!
Innerhalb eines Sensorformats ist die erreichbare Schärfe durch das Sensorformat limitiert. Egal wie scharf also deine superbeste APS-C-Format-Kamera ist: Sogar eine mittelmäßige Mittelformat-Kamera ist immer wesentlich schärfer.
Falls Schärfe dein einziger Fokus ist, sorge dafür, dass du das größtmögliche Format nutzt. Kostet etwas, bringt aber auch mehr Schärfe. (Ich wiederhole mich aber gerne nochmal: Schärfe ist nicht alles!)
Aber erwarte nicht, dass innerhalb deines jetztigen Formats ein neues Objektiv mehr Schärfe bringt.
Objektiv test: Was wirklich an Objektiven zählt
Es gibt eine Menge Kriterien für den Objektivkauf:
Wie fühlt sich das Objektiv in den Händen an? Kann dir kein Objektiv Test sagen, musst du testen.
Stellt es gut scharf?
Zoomt es gut und gleichmäßig, oder liegen die Brennweiten zu eng aneinander?
Ist der Autofokus präzise? Und ist er immer präzise?? Bei 90 von 100 Fotos liegt der Autofokus ohnehin leicht daneben – bei einem guten Objektiv.
Hat das Objektiv einen Bildstabilisator? Ohne den werden Teleaufnahmen oft viel unschärfer! Arbeitet er gut? Oder „flattert“ er?
Ist die Linse zu groß und/oder zu schwer? Kannst du sie bei der geplanten Tour dabeihaben?
Sind alle Bedienelemente in optimaler Position?
Passen deine Filter? Und das ohne Vignettierung?
Ist es stabil gebaut?
Arbeitet die Linse mit Ihren Features auf deiner Kamera?
Doch Schärfe ist das letzte, worüber du dir beim Objektivkauf Gedanken machen solltest!
Also, wen interessiert Schärfe?
All dies schreibe ich unter dem Gesichtspunkt, dass du heiß bist auf viel Schärfe und du natürlich ein scharfes Foto machen willst.
Ein scharfes Foto hat aber wenig damit zu tun, ob ein Foto gut ist. Viele großartige Fotografen nutzen sogar absichtliche Unschärfe, um eine besondere Bildaussage zu kreieren.
Wenn man mal bei Auktionen und Bildverkäufen von Fotos als Kunstwerke nachsieht, sind es eher die technisch schlechteren Fotos, die die höheren Preise erzielen.
Scharfe Fotos sind langweilig! Von vorne bis hinten scharfe Fotos sind eher Amateurwerk, das meist zu viele Details zeigt. Vor allem, wenn viele Elemente, die nichts zur Bildaussage beitragen, verwirren und den Blick des Betrachters ablenken.
Ein gutes Foto hat eine Aussage und eine Wirkung. Je weniger Dinge ein Foto aussagen will, umso stärker sagt es das, was es sagen will. Das Motiv will sich präsentieren. Schärfe von vorne bis hinten macht selten ein „starkes“ Foto. Ok, bei Landschaftsfotos, wo alles von vorne bis hinten scharf werden soll, ist das was anderes.
Weißt du, wo die Grenze der Schärfe in guten Fotos liegt? Ich habe es schon erwähnt: Nicht perfektes Scharfstellen, nicht optimale Schärfentiefe, Bewegung der Kamera oder des Motivs sind maßgeblich: DEIN kreativer Zugang zu einem Motiv macht mehr Unterschied für den Eindruck des gemachten Fotos, als ein kleiner, meist unsichtbarer Schärfezuwachs, durch den Wechsel zu einem „besseren“ Objektiv.
Objektiv Test – Fazit 3:
Schärfe von Objektiven? Mach dir keine Gedanken darum!
Bitter, oder?! Wieder ein Punkt weniger, den du heranziehen kannst, wenn ein Foto nicht gut genug geworden ist. 😉
Was meinst du? Hinterlasse jetzt unten einen Kommentar.
Foto Hausaufgabe: Du willst wissen, was es mit den Hausaufgaben auf sich hat? Lies diesen Beitrag.
Die Foto Hausaufgabe:
“Dunkel”
Im Januar hatten die Teilnehmer nur zwei Wochen Zeit, deshalb habe ich ein möglichst offenes Thema gesucht, das viel Interpretations-Spielraum bietet.
Ich finde es immer wieder spannend, auf was für Ideen die Teilnehmer so kommen.
Als erstes das Gewinnerbild. Glückwunsch an Jürgen Libertus für dieses wunderbare Foto.
Eine besondere Erwähnung für Doris Tews und ihr Foto bei dieser Fotos Hausaufgabe. Dieses Foto hatte noch mehr Likes (17) als das von Jürgen (16) erzielt. Da Doris aber Profi ist, werden ihr der Gerechtigkeit halber 25 % der Likes abgezogen. Schade, aber gerecht, Doris. Ich weiß, du trägst es mit Humor. 🙂
Und hier die Anderen Fotos dieser Hausaufgabe:
Gefällt dir, was du siehst? Hast du Fragen? Dann hinterlasse jetzt einen Kommentar!
Fototour Harz: Der olle Goethe, Heinrich Heine und jetzt auch ich. Wir drei waren im Harz. 😉
Anfang diesen Jahres war ich ziemlich ausgelaugt und wollte für ein paar Tage eine Auszeit nehmen. Einfach mal raus, den Kopf frei und ein paar Kilometer in die Beine. Da schien der Harz im Winter ideal!
Als Goethe 1777 während seiner Harzreise auch den Brocken besuchte, konnte ihm noch nicht klar sein, dass nach ihm ein wunderbarer Wanderweg benannt wurde. Den habe ich natürlich auch genommen, um die höchste Erhebung im Norden zu erklimmen. Auf den Gedanken kamen aber wohl auch unzählige andere Wanderer, so voll war es am Tag nach Neujahr.
Aber erstmal oben, gibt es eine fantastische Aussicht über die Wolken – ohne Frage ein Highlight. 🙂
Insgesamt bin ich drei Tage am Stück durch den Harz gewandert, teilweise ist mir über Stunden hinweg nicht eine einzige Menschenseele begegnet. Das war schon klasse!
Hier kommen nun ein paar kommentierte Impressionen in schwarzweiß. Es fühlte sich ohnehin alles so farblos an, deshalb habe ich den Rest Farbe auch noch aus den Bildern genommen.
Lightroom sei dank, geht das ja ganz fix. Die Kunst dabei ist es, das richtige Schwarzweiß aus den Farbbildern zu interpretieren. Ich hoffe, es gefällt dir?!
Fototour Harz: Brocken
Der Goethe-Wanderweg von Torfhaus zum Brocken: Sehr empfehlenswert.
Fototour Harz: Karstlandschaft
Im Südharz gibt es einen Karst-Wanderweg. Klingt gut, ist auch schön zu wandern, ist aber fotografisch eher unsexy.
Fototour Harz: Felsentour rund um den Falkenstein
Felsentour klingt gut, oder? War es auch: Ein Herde Rehe früh am Morgen, der fantastische Ausblick am Falkenstein, endlose Ruhe – klasse.
Fototour Harz: Heinrich-Heine-Weg
1824 besuchte Heine den Harz und soll unter anderen diesen Weg zum Brocken gewandert sein. Anschließend schrieb er die “Harzreise”, eine der bekanntesten Reisebeschreibungen in deutscher Sprache.
Der Weg startet am Wanderparkplatz Ilsetal und führt in einem Tal mit urwüchsigen Buchenwäldern und schroffen Felsformationen an dem Harzflüsschen Ilse entlang. Seeehr empfehlenswert und mein persönliches Highlight.
Equipment
Dich interessiert wahrscheinlich, welches Equipment ich für diese Tour eingesetzt habe, oder?
Kamera: Mein Lieblingskamera derzeit ist die Nikon D5300. Klein, leicht, viel Schärfentiefe wegen des kleineren APS-C-Sensors, fantastische Bildqualität, universell einsetzbar. Die Nachfolgerinnen der 5000er-Serie sind ebenfalls zu 100% zu empfehlen!
Superweitwinkel: Das 10 – 24 mm Superweitwinkel von Nikon ist gesetzt, wenn ich wandern gehe. Damit bekomme ich alles drauf, was die Landschaften hergeben.
Stativ: Das Togopod Max II ist klein, leicht und dabei unglaublich günstig – aber trotzdem stabil. Keine Ahnung, wie die das hinbekommen! 🙂
Graufilter: Der B+W XS-Pro Graufilter 64-fach mit Nano-MRC-Vergütung ist meiner bescheidenen Meinung nach der beste Graufilter, der derzeit für Geld zu haben ist. Er ist nämlich besonders schlank und ich kann mein Superweitwinkel voll ausnutzen! Wie du mit dem Graufilter perfekte ergebnisse hinbekommst, liest du in meinem Onlinekurs “Fotografieren mit dem Graufilter“.
Und jetzt bist du dran: Wie findest du solch einen Reisebericht? Interessiert es dich, öfter mal so etwas hier im Blog zu lesen?
Mach mit und hinterlasse doch jetzt deinen Kommentar.
In meinem Artikel über den Kauf eines Graufilters hast du lesen können, wie du den perfekten Graufilter für dich findest. Und jetzt hast du einen und fragst dich, was du damit anfängst?
Geht gleich los. Doch vorher noch ein Equipment-Hinweis: Ohne ein stabiles Stativ geht hier gar nix!!! Und wenn du schon dabei bist, etwas zu investieren, kauf direkt noch einen Fernauslöser dazu. Dann hast du alles, was du für lange Belichtungszeiten benötigst. Hier findest du Equipmentempfehlungen.
Für die Fotos in diesem Beitrag habe ich den nach meiner Meinung besten Graufilter verwendet, der für Geld zu haben ist. Du musst nur noch die passende Größe für dein Objektiv aussuchen.
Die besten Tipps für die Graufilter-Anwendung
Hier ein paar Infos, die du für die Anwendung wissen musst:
Die Stärke des Graufilters ist für die Länge der Belichtungszeit verantwortlich. Aber du darfst natürlich Blende und ISO-Wert anpassen, um variabler mit den Zeiten zu sein.
Du willst die Belichtungszeit an die Geschwindigkeit der zu verwischenden Bewegung anpassen? Ein gemächlich dahinplätscherndes Bächlein braucht recht lange Belichtungszeiten, um verwischt zu werden. Ein reißender Fluss hingegen kommt auch mit kürzeren Zeiten aus.
Um die richtige Belichtungszeit für die Geschwindigkeit deines Motivs herauszufinden, hilft nur eines: Du musst ein paar Probefotos mit verschiedenen Belichtungszeiten machen. Vergleiche die Ergebnisse und entscheide nach deinem Geschmack.
Nicht immer hilft viel auch viel. Ab einer bestimmten Belichtungszeit nimmt die Verwischung nicht mehr weiter zu. Dann wäre eine noch längere Belichtungszeit nur Zeitverschwendung!
Vor allem bei starken Graufiltern kann die Kamera nicht mehr automatisch scharf stellen. Dann solltest Du ohne Filter scharf stellen, den Autofokus abschalten, den Graufilter draufmachen und fotografieren. Dabei musst Du jedoch darauf achten, dass du die Scharfstellung nicht mehr veränderst!!
Übrigens kannst du in meinem Onlinekurs “Fotografieren mit Graufilter” noch viel mehr über die Arbeit mit dem Graufilter erfahren:
Sieh dir diese Beispiele an. Dann verstehst du, was ich meine.
Graufilter: Und sonst?
Du kannst Graufilter übrigens bei allen Motiven einsetzen, die sich bewegen und deren Bewegungen du verwischen möchtest: Autos, Eisenbahnen, Wasser, Bäume und vieles andere mehr. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! 🙂
Klar, dass das nur noch vom Stativ funktioniert. Denn bei den langen Belichtungszeiten würde ohne Stativ alles verwischt und nicht nur die Bewegung. Und der o. g. Fernauslöser sorgt dafür, dass du keine Erschütterungen auf die Kamera überträgst, wenn du den Auslöser betätigst.
[alert-announce]Praxistipp: Manche Graufilter, vor allem die starken, erzeugen bei sehr langen Belichtungszeiten einen Farbstich. Den sollte ein automatischer Weißabgleich verhindern können. Falls nicht, kannst du den Stich in einer Bildbearbeitungs-Software wie z.B. Adobe Lightroom entfernen.[/alert-announce]
Der Okularverschluss
Ach, und noch was: Es handelt sich um eine Kleinigkeit, ein winziges Stückchen Kunststoff. Wird oft mit der Kamera mitgeliefert, liegt im Karton rum und kein Mensch weiß etwas damit anzufangen: Der Okularverschluss. Dieser verhindert, dass durch den Sucher Licht in die Kamera eindringt.
Schau dir mal das folgende Video an, da zeige ich den Okularverschluss.
Letztlich im Workshop hatte ich mal erwähnt, wo der Okularverschluss eingesetzt wird. Daraufhin der Thomas: “Ach dafür ist das?!?? Ich wusste nichts damit anzufangen, da habe ich das Ding direkt in die Tonne gekloppt!” Ja, Glückwunsch!!! 😉
Unerwünschter Lichteinfall
Generell gibt es ja zwei Wege, wie Licht in die Kamera gelangen kann: Durch das Objektiv und durch das Okular, landläufig auch als Sucher bezeichnet. Und jetzt stell dir mal vor, was passiert, wenn du einen sehr starken Graufilter vor das Objektiv setzt. Durch das Objektiv kommt nun kaum noch Licht rein, aber durch das Okular sehr wohl. Und das trifft bei einer Spiegelreflex auf den Spiegel, der natürlich während der Belichtung hochgeklappt ist.
Und jetzt kommt’s: Das Licht dringt an den Rändern des Spiegels vorbei nach unten auf den Sensor – und erzeugt hier eine mehr oder weniger starke Fehlbelichtung. Das sieht dann so aus, wie in der Abbildung unten. Das willst du nicht, oder?!
Also immer schön den Okularverschluss aufsetzen. Natürlich musst du ebenfalls vor dem Aufsetzen scharf gestellt haben wie oben beschrieben.
[alert-announce]Wie in der Aufnahme oben gezeigt, tritt dieser Lichteinfall auch bei Nachtaufnahmen auf. Nämlich immer dann, wenn von hinten eine Lichtquelle in das Okular strahlt, wie in diesem Fall meine Taschenlampe. Stell dich einfach zwischen Lichtquelle und Okular, damit hast du dieses Problem meist schon im Griff – zumindest bei Nachtaufnahmen.[/alert-announce]
Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Fotografieren. 🙂
In meinem Onlinekurs „Fotografieren mit Graufilter“ lernst du
die Grundlagen, wie du Wasserfälle, turbulente Bäche, das Meer und Wasser allgemein scharf oder kreativ-verwischt fotografierst,
deine Kamera zu beherrschen, um atemberaubende Fotos von Wasser(fällen) einzufangen,
in zwei Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie du deine Kamera einstellst, um Wasser knackig scharf oder schön verwischt zu gestalten und
den Umgang mit dem Graufilter und welchen du dir am besten kaufen solltest.
Ich mag das: Wenn ich in meinen Fotokursen zum Thema Belichtungszeit darüber rede, dass man mit besonders langen Belichtungszeiten Bewegungen verwischt wiedergeben kann, dann zeige ich immer ein Foto von einem Wasserfall. Da ist das Ooooohhh und Aaaaaahhhh aber ganz besonders groß! Warum dabei aber ausgerechnet die Damen dann immer so besonders ausflippen, kann ich wirklich nicht sagen! 😉
Obwohl das natürlich dann auch die Jungs interessiert, wie so etwas gemacht werden könnte. Nun, die Lösung ist ganz einfach: Ein Graufilter (ND Filter) hilft dabei.
Ein Graufilter (ND Filter) ist wie eine Sonnenbrille für die Kamera. Er ist dunkelgrau, lässt weniger Licht in die Kamera und verlängert dadurch, trotz unveränderter Blende und ISO-Wert, die Belichtungszeit. So sind Belichtungszeiten auch bei Sonnenschein von mehreren Sekunden möglich. Und bei Bewölkung oder in der Dämmerung sind sogar Belichtungszeiten im Bereich mehrerer Minuten möglich.
Dadurch ist ein Graufilter (ND Filter) einer von zwei Filtern, deren Wirkung heute und auch in Zukunft nicht durch Bildbearbeitung ersetzt werden kann. Der andere ist der Polfilter.
Weil ich immer wieder gefragt werde, welcher Graufilter (ND Filter) es denn nun sein sollte, hier ein paar Kriterien zum Kauf. Bitte lies den Artikel ganz durch, beim Kauf gibt es einige Infos zu beachten und Entscheidungen zu fällen.
[alert-announce]Ein Sicherheitshinweis:
Auch der stärkste Graufilter (ND Filter) kann deine Augen nicht schützen, wenn du damit in die Sonne blickst!!! Dafür gibt es spezielle Solarfilterfolie. [/alert-announce]
1. Kriterium: Der Filterdurchmesser und das Fassungsmaterial
Wenn du dir eine neue Hose kaufst, dann darf die passen, oder?! Genauso ist das mit den Filtern – die müssen sitzen!
Filter werden generell in verschiedenen Durchmessern produziert. Ist ja klar, dass der Filter auf dein Objektiv passen muss. Wenn du also einen Graufilter (ND Filter) kaufen möchtest, schau zuerst auf dein Objektiv und finde heraus, welchen Durchmesser das Objektiv aufweist. Du findest oft auf dem Objektiv einen Kreis mit einem Strich durch, und daneben steht der Durchmesser in Millimetern. Dann kaufst du einen Graufilter (ND Filter) mit einer Fassung im entsprechenden Durchmesser.
Willst du den Graufilter (ND Filter) auf mehreren Objektiven einsetzen, dann kaufe einen Filter, der auf das Objektiv mit dem größten Durchmesser passt. Auf die Objektive mit dem geringeren Durchmesser kannst du den Filter mittels einfacher und sehr preiswerter Filter-Reduzierringe adaptieren.
Fassungs-Material
Übrigens gibt es Graufilter-Fassungen aus verschiedenen Materialien. Klassisch wird dafür Messing eingesetzt. Mit Messing lassen sich besonders formstabile und maßhaltige Fassungen produzieren, in denen die Filtergläser spannungsfrei gefasst werden. Messing besitzt einen weiteren, ganz großen (und für dich sehr wichtigen) Vorteil: Messing schneidet kein neues Gewinde in das Filtergewinde deines Objektivs, wenn du mal versehentlich den Filter schräg ansetzen solltest. Meine klare Empfehlung!!!
Lass dich auch nicht vom Gewicht anfixen, weil Alu leichter ist und du evtl. demnächst auf einen hohen Berg kletterst. Die paar Gramm machen es nicht!
[alert-announce]Mein Tipp für den Graufilter-Kauf: Achte darauf, dass dein Filter eine Messingfassung besitzt. Steht es nicht dabei oder ist der Graufilter (ND Filter) besonders günstig (unter 30 €), dann dürfen wir davon ausgehen, dass Alu verbaut ist.[/alert-announce]
2. Kriterium: Die Filter-Bauhöhe
Hast du dir als Kind auch einen Spaß daraus gemacht, die leeren Toilettenpapier-Papprollen als Fernrohr zu nutzen? Käpt’n Fletschauge auf grooooßer Fahrt! 😉 Kannst du dich erinnern? Das Bild vor deinem Auge wurde rund du hast nur noch einen Teil dessen gesehen, was du ohne Pappe vor dem Auge gesehen hättest.
Ungefähr so kannst du dir auch die Bauhöhe von Filtern vorstellen.
Filter werden in verschiedenen Höhen produziert. Es gibt besonders niedrig gebaute Filter, mit sogenannten Slim-Filterfassungen, die nicht besonders hoch vom Objektiv abstehen. Diese sind besonders gut geeignet für Weitwinkelobjektive, sodass die Ecken nicht rund und schwarz werden.Willst du also einen Graufilter (ND Filter) auf einem Weitwinkel- oder Superweitwinkel-Objektiv einsetzen, dann achte auf eine Slim-Fassung. Solltest du noch nicht wissen, an welchen Objektiven du langfristig deinen Graufilter (ND Filter) einsetzt, nimm auf jeden Fall eine Slimfassung. Natürlich auch, wenn dir der kleine Mehrpreis keine Kopfschmerzen bereitet.
Bei allen anderen Brennweiten sind auch übliche, normal dicke Fassungen möglich. Normal hohe Fassungen können auch günstiger produziert werden.
3. Kriterium: Die optische Qualität und Vergütung
Das wohl wichtigste Kriterium beim Filterkauf, nicht nur bei den Graufiltern, ist die optische Qualität und die Vergütung (Coating). Selbst wenn du keine Brille nutzen solltest, wirst du sicherlich verstehen, dass besonders hochwertiges Glas und eine gute möglichst hochwertige Vergütung (bei der Brille heißt das Entspiegelung) deutliche Vorteile hat.
Das Glas
Billige Filter sind aus “schlechtem” Glas gemacht. Das wäre dann für deine Kamera fast so, als würdest du durch eine ungeputzte Brille schauen. Entscheide dich also für einen Graufilter (ND Filter), der aus möglichst gutem Glas gemacht wurde. Schott-Glas wird von den besten Filterherstellern verwendet und ist von exzellenter Qualität.
Leider wird über die Glassorte oft geschwiegen, deshalb rate ich dir, auf bekannte Marken zu achten, beziehungsweise den Preis als Kriterium heranzuziehen. Ein Filter, der nur wenige Euro kostet, kann einfach nicht aus hochwertigem Glas produziert worden sein!
Die Vergütung
Und auch die Vergütung ist ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Filterkauf. Bei jedem Eintritt in ein anderes Medium, beim Filter also der Eintritt des Lichts von der Luft in ein Glas hinein und wieder heraus, treten Spiegelungen und dadurch Qualitätsverschlechterungen auf. Eine Vergütung sorgt dafür, dass diese Verschlechterung möglichst gering ausfällt. Deshalb sollten Filter immer mehrschicht-vergütet sein. Das sorgt für “klare” und kontrastreiche Fotos, weil weniger bis fast gar keine Spiegelungen mehr auftreten.
Gläser werden vergütet, indem der Hersteller in einem Vakuum mehrere extrem dünne Metallsalz-Schichten auf das Glas dampft (Multi Coating, abgekürzt MC). Diese hauchfeinen Schichten sind natürlich sehr empfindlich.
Die besseren Hersteller setzen deshalb zusätzlich eine weitere kratzfeste Schicht ein, die oft dank Lotuseffekt auch noch schmutz- und wasserabweisend ist (Multi Resistant Coating, oft auch noch mit dem Zusatz “nano”) und die Reinigung erleichtert. So kann ein Filter auch gleichzeitig noch eine Schutzfunktionen für das Objektiv übernehmen. Meine Empfehlung!
[alert-announce]Es gibt tatsächlich nichts, was man für weniger Geld nicht auch billiger produzieren kann:
Die Billighersteller vergüten oft nur die Vorderseite des Filters. Dabei wirft der Sensor selbst Licht zurück in Richtung Objektiv. Und wenn dann die Rückseite des Filters nicht vergütet ist, dann gibt es Geisterbilder!
Manchmal wird die “Vergütung” auch nur auf das Filterglas lackiert oder mit einem kalten Spray aufgesprüht. Nach der ersten Reinigung war es das dann mit der Vergütung. Das willst du nicht![/alert-announce]
4. Kriterium: Einfach oder Variabel?
Graufilter (ND Filter) kaufst du in verschiedenen Stärken. Oder du kaufst dir einen, dessen Stärke variabel ist.
Graufilter (ND Filter) mit festem Verlängerungsfaktor
Legen wir erst mal mit den normalen Graufiltern los. Diese kannst du so kaufen, dass mit jeder weiteren Stärke eines Filters jeweils die Belichtungszeit verdoppelt wird. Es gibt also Graufilter (ND Filter), die verlängern die Belichtungszeit (x = mal) x 2, x 4, x 8, x 16, x 32, x 64, x 128, x 250, x 500 und x 1000.
Ein kleines Rechenbeispiel: An einem grauen Wintertag bekommst du mit Blende 22 und ISO 100 schnell mal eine Belichtungszeit von 1 sec. Mit einem Graufilter x64 erhältst du also eine neue Belichtungszeit von 64 sec. Und bei einem x1000 kommst du sogar auf 1000 sec = fast 17 min!!! Wow!
Jetzt weißt du auch, warum dann Bewegungen so unscharf werden: Wenn die Kamera auf einem Stativ steht, sorgt das dafür, dass alles, was sich nicht bewegt, schön scharf auf’s Bild kommt. Aber die Bewegungen werden verwischt aufgenommen, da sich diese Bereiche ja die ganze Zeit über bewegen.
Graufilter (ND Filter): Stärken und ihre Bezeichnungen
Bei den Bezeichnungen wird es dann wiederum etwas unübersichtlich, denn jeder Hersteller bezeichnet seine Filter unterschiedlich. Üblich sind die Angaben in
ND: “ND” steht für NeutralDichte. Diese Filter werden mit Werten in 0,3er-Schritten angegeben (z.B. 0,3, 0,6, 0,9, 1,2, usw. bis 3,0). Die Verlängerungsfaktoren entsprechen den o.g. Werten (Beispiel: 0,3 = x 2; 1,2 = x 16; 3.0 = x 1000). Ein Filter, der die Belichtungszeit verachtfacht, wäre dann also der 0,9er. Leider werden die Angaben zur ND unterschiedlich angegeben. Hier hilft nur immer die komplette Artikelbeschreibung zu lesen.
Verlängerungsfaktor: Hier wird der Verlängerungsfaktor wie in der Reihe oben angegeben (zum Beispiel x8 = Verachtfachung der Belichtungszeit).
Blenden: Einige Hersteller schreiben die Verlängerung in Blenden auf den Filter. So bedeutet die Angabe “+ 3 Blenden” ebenfalls eine Verachtfachung der Belichtungszeit. Nein, an den Blenden wird tatsächlich nichts geändert! Die Belichtungszeit wird nur so verlängert, wie es einem Schließen der Blende um 3 Werte entspräche.
Um nun verschiedene Belichtungszeiten zu erhalten und sehr flexibel reagieren zu können, benötigst du verschieden starke Graufilter (ND Filter). Wirklich jede Stärke zu besitzen, ist aber nicht nötig. Für die Fotografen, die für alles vorbereitet sein wollen, sollte eine Kombination aus x8, x64 und x500 für alle Eventualitäten ausreichend sein.
Willst du nur einen Graufilter (ND Filter) kaufen, dann nimm als goldene Mitte den x64.
Egal, ob du nun drei hast, oder nur einen: Alle anderen Zwischenwerte erreichst du durch die kluge Wahl von ISO-Wert und Blende.
Variable Graufilter (ND Filter)
Variable Graufilter bieten den Vorteil, in einer Filterfassung mehrere Graufilter (ND Filter) zu vereinen. Du musst nur einen Filter herum tragen, hast meist eine Bandbreite von 5 – 6 Blenden und bist extrem flexibel: Auch Zwischenwerte lassen sich bilden, die als feste Graufilter (ND Filter) gar nicht erhältlich sind.
Die Anwendung ist denkbar einfach: Du drehst einfach am vorderen Einstellring des Filters und schon siehst du, wie der Filter dunkler wird. So kannst du bei aufgesetzten Filter langsam zudrehen und siehst im Sucher der Kamera direkt, welche Belichtungszeit du erhältst. Ist die gewünschte Zeit erreicht, kannst du fotografieren.
Meist haben diese Filter auch Markierungen, an denen du die Stärke ablesen kannst. Das klingt erstmal toll, oder?!
Einen Nachteil haben solche variablen Graufilter (ND Filter) allerdings: Du kannst sie nicht an Weitwinkeln einsetzen. Wenn du das doch versuchst, treten Abdunklungen und/oder Farbverschiebungen auf, die du auch mit einer Bildbearbeitung nicht (mit vertretbarem Aufwand!) entfernen kannst. Das liegt daran, dass variable Graufilter (ND Filter) aus zwei Polfiltern bestehen und an der großen Schärfentiefe, welche die Abdunklungen scharf werden lässt.
Damit sind diese Filter für Videografen perfekt geeignet, um etwa auch bei Sonnenschein mit offener Blende zu filmen. Denn beim Filmen sind meist feste Belichtungszeiten vorgegeben bzw. es stehen nur wenige zur Verfügung.
[alert-announce]Für Fotografen sind sie aber eher ungeeignet, denn meist werden Graufilter (ND Filter) doch mit weitwinkligeren Brennweiten und viel Schärfentiefe eingesetzt. Mein Rat: Kauf dir für die Fotografie auf jeden Fall einen Graufilter (ND Filter) mit festem Verlängerungsfaktor.[/alert-announce]
Graufilter-Empfehlung (ND Filter Empfehlung)
Folgende Modelle kann ich dir ruhigen Gewissens empfehlen. Ich empfehle nur die Hersteller, auf die genaue Ausführung musst du anhand der Kriterien in diesem Beitrag selbst achten. Denn alle aufgeführten Filter gibt es in verschiedenen Größen und Stärken. Einige mit verschiedenen Fassungen und verschiedenen Vergütungen.
Ich empfehle hier nur wirklich gute Graufilter (ND Filter), denn die Qualität deiner Objektive willst du nicht verschlechtern. Auch nicht, oder sogar vor allem nicht, wenn du “nur” das Kitobjektiv besitzt! Billigfilter verschlechtern die Bildqualität und führen zu Effekten, die du nicht haben willst.
Stell dir vor: Du machst DAS Foto deines Lebens. Und genau dabei kommt ein unerwünschter Effekt zum Vorschein, den du bisher noch niemals hattest. Du ärgerst dich schwarz und könntest dir in den A…. beißen. Doch dann ist es zu spät! Glaub mir – das willst du nicht!
Klar, gute Filter kosten Geld. Aber sei beruhigt: Heute gibt es nur noch zwei Filter, deren Wirkung nicht in der Bildbearbeitung produziert werden kann. Und der Graufilter (ND Filter) ist einer davon. Du brauchst also nicht viel, deshalb “darf” das, was du kaufst, bei besserer Qualität auch einen Hauch teurer sein, oder?!
Meine Graufilter ND Filter-Empfehlung
Graufilter von B+W B+W-Filter kommen aus dem Hause Schneider-Kreuznach, einem Hersteller von Objektiven und anderen optischen Systemen mit über hundertjähriger Geschichte. Die wissen was sie tun! Besonders empfehlenswert sind die Filter mit MRC Nano-Beschichtung.
Graufilter von Heliopan Heliopan ist ein Hersteller aus dem Bayrischen und seit langen Jahren am Markt. Heliopan bietet Graufilter bis ND 0,6 mit MRC-Beschichtung (heißt da SH-PMC), ab ND 1,2 ohne Vergütung an. Das muss nicht schlechter sein, als vergütete Filter. Es ist halt eine Frage des Konzepts und Heliopan geht diesen Weg.
Graufilter von Hoya Ein guter Hersteller aus Fernost mit langer Erfahrung. Bietet keine Vergütung mit Lotus-Effekt.
Graufilter von Haida In letzter Zeit kommen ja immer mal wieder sehr günstige Graufilter (ND Filter) auf den Markt. Haida ist so einer davon. Ich habe sie selbst nicht getestet, aber der Kollege Gunter Wegner. Schau mal in seinen (ND Filter) Vergleich. Scheinen gar nicht so schlecht zu sein… ABER: Die Fassungen sind aus Alu! Solltest du dir solch einen kaufen, dann pass beim Draufschrauben auf, dass du den Filter nicht verkantest!!! Haida hat ebenfalls eine MRC-Beschichtung in Angebot, bei den Amazon-Angeboten für kleines Geld dürfte die aber nicht drauf sein. Sonst stünde es nämlich drauf.
Bildkomposition ist das vorteilhafte Arrangieren von Motivteilen auf der Bildfläche, die das Auge des Betrachters anzieht und es möglichst lange im Bild verweilen lässt.
Wenn du das mit einem Foto schaffst, dann entlockst du den Betrachtern deiner Fotos ein “WOW!” – deshalb wird das auch WOW-Effekt genannt. 🙂
SEX und der WOW-Effekt
Praktisch geht es dabei um SEX (nein nein, hat nix mit dem Austausch von Körperflüssigkeit zu tun!) : SEX ist nur eine Abkürzung, gebildet aus den Anfangsbuchstaben zweier englischer Wörter. 😉
Es geht um die Vereinfachung des Bildes (Simplification) und den Ausschluss aller unerwünschten und ablenkenden Elemente (EXclusion). Und zwar so lange, bis das aussagekräftigste, aber einfachst-mögliche Bild entstanden ist. Der Rest muss nur noch zueinander ausbalanciert werden, damit ein starkes Bild entsteht.
Du willst die Elemente des Bildes so organisieren, dass es auch für einen Betrachter spannend ist, der beim Fotografieren nicht dabei war. Oder aber dein Foto wird langweilig. Leider wahr!
Bildkomposition hängt von den grundlegenden Strukturen eines Fotos ab. Diese sorgen für den oben erwähnten WOW-Effekt, der unseren Blick im Bild hält. Die Hauptelemente des Motivs müssen dafür richtig (also visuell spannend) arrangiert sein, während alles möglichst einfach und direkt gehalten wird.
Wenn ich ein Foto komponiere, dann achte ich gar nicht auf Details und Texturen – sie sind unwichtig. Ich versuche meine Augen stark zusammen zu kneifen und dadurch unscharf zu stellen. Brillenträger könnten statt dessen auch ihre Brille abnehmen.
Nun erkenne ich nur noch die Hauptelemente des Motivs als Formen und Flächen. Diese versuche ich so zu arrangieren, dass sich eine möglichst starke Bildaussage ergibt. Denn diese Formen, Farben und Kontraste ziehen unsere Blicke an.
Ich versuche alles andere wegzulassen, um das klarste, sauberste, einfachste, ausbalancierteste und damit beste Foto zu erhalten.
Bildkomposition: Ausschnitt und Perspektive
Zoomen hat mit all dem nichts zu tun, es ist ausschließlich das Drehen am Zoomring für die Festlegung des Bildausschnitts.
Nur wenige Fotografen begreifen dies, denn sie meinen immer noch, dass Zoomen eine Veränderung des Standpunkts ersetzen kann. Doch dem ist nicht so!!!
Ausschließlich dein Standpunkt verändert die Beziehung der Elemente im Bild zueinander und ist deshalb als Teil des Bildkompositions-Prozesses extrem wichtig.
Bildkomposition – ein Praxisbeispiel
Hier ein kleines Beispiel für diese Art der Bildkomposition:
Ich laufe durch den Wald, und plötzlich stehe ich vor diesem Motiv. Mein erster Gedanke; “Ach schau, da stellen Menschen zwei Bänke in den Wald, und Mutter Natur lässt ein schützendes Dach darüber wachsen.”
Dieses “Dach” ist insofern bemerkenswert, weil der Baum hinter den Bänken eine Buche ist. Und Buchen haben üblicherweise nur eine Krone hoch oben, aber keine Zweige unten am Stamm.
Noch eine Bitte an dich, wenn du dich als Realist bezeichnest: Komm schon, lass mal fünfe gerade sein. Klar weiß ich, dass es durchaus auch andersrum hätte sein können. Dass das Dach zuerst da war, und die Menschen die Bänke drunter stellten. Aber dann wäre meine Geschichte nicht so wunderbar! 😉
Schau mal:
Findest du nicht auch, dass im Bild oben alles so weit weg ist? Man ist gar nicht richtig dran am Motiv. Doch mit den Infos aus diesem Artikel kannst du dir helfen:
Der Baum im Vordergrund, die Baumstämme im Hintergrund und der am linken Bildrand: Sind die wichtig, wenn ich doch Bänke und Baum als Motiv fotografieren will? Nein!
Also an SEX denken, das Motiv durch Vereinfachung klarer herausarbeiten und Überflüssiges weglassen. Geht ganz einfach mit einer Verlagerung des Standpunkts ganz nahe an die erste Bank heran. Zusätzlich ein tiefer Standpunkt, und schon kommt das Dach erst richtig heraus und gleichzeitig werden unwichtige und störende Bäume in Hintergrund verdeckt.
Arbeitest du schon mit der Bildkomposition?
Ist dir bewusst, dass dein Standpunkt die Perspektive grundlegend verändert und damit fast wichtiger ist, als die Kamera und all das andere Equipment?
Hinterlasse jetzt einen Kommentar, wenn ich dir mit der Bildkomposition etwas Neues erzählt habe.
Kaufberatung für Objektive mit 50 mm Festbrennweite
Die 50er Festbrennweite ist ideal geeignet, um deine Kameraausrüstung um ein lichtstarkes Objektiv zu erweitern. Das bringt Vorteile beim Fotografieren unter schlechten Lichtbedingungen, sorgt für wenig Schärfentiefe und erweitert dadurch insgesamt die Grenzen deiner Kamera beträchtlich. Wenn du nicht nur gelegentlich im Urlaub fotografierst, sondern die Fotografie für dich ein liebes Hobby ist, willst du ein 50er besitzen. 🙂
Wenn auch du dich für ein 50er interessierst, wirst du wahrscheinlich auch schon mal bei der Recherche festgestellt haben, dass es verschiedene Ausführungen gibt, oder?
[alert-announce]Bevor wir ins Detail gehen: Das 50er ist an einer Vollformat ein Normalobjektiv, bei einer APS-C-Kamera allerdings ein optimales Porträttele. Suchst du für eine Vollformat ein Porträttele, greife zum 85er, für das grundsätzlich das weiter unten gesagte analog gilt. Das gilt ebenso für das 35er, das an der APS-C das Normalobjektiv darstellt.[/alert-announce]
Lichtstärke
Haupt-Unterscheidungskriterium ist die Lichtstärke, also die größte Blende. Bei den meisten Herstellern gibt es 50er mit Blende 1,8 oder 1,4, seltener auch mal mit Blende 1,2.
Doch worin unterscheiden sich diese Objektive, außer dem Preis, der sich grob gesagt zwischen 100 und 1300 € bewegt??!
Fangen wir vorne an. 🙂 Je niedriger die Blendenzahl, umso lichtstärker ist das Objektiv. Das 1,2er ist lichtstärker als das 1,4er das wiederum etwas lichtstärker ist, als das 1,8er.
Je lichtstärker ein Objektiv, umso mehr Licht lässt es herein. Technisch bringt das eben Vorteile, wenn wenig Licht vorhanden ist. Denn alternativ hat die Kamera erst einmal nur die Möglichkeit, wenig Licht durch lange Belichtungszeiten auszugleichen – mit der Gefahr des Verwackelns der Bilder.
Damit sind lichtstarke Objektive optimal geeignet um
dich ohne Blitz und Stativ fotografieren zu lassen,
auch abends in der Kneipe oder auf Festen unbemerkt aus der Hand zu fotografieren,
mit niedrigen ISO-Werten qualitativ hochwertige Fotos ohne Bildrauschen zu erstellen.
Schärfentiefe
Die gestalterische Option der Lichtstärke ist die Schärfentiefe. Je kleiner die Blendenzahl, umso geringer ist die Schärfentiefe. Das brauchen vor allem Porträtfotografen, sind sie doch dadurch in der Lage, ein Gesicht bzw. eine Person vor einem möglichst unscharfen Hintergrund „freizustellen“.
Bevor ich dir verrate, welches Objektiv du wählen solltest, noch eine Hintergrundinfo:
Kein noch so teures Objektiv weist bei voll geöffneter Blende seine optimalen Eigenschaften auf. Erst wenn die Blende um 2 – 3 Werte geschlossen wird, kommt die volle Schärfe, der perfekte Kontrast und das beste Auflösungsvermögen heraus.
Und das ist der eigentliche Vorteil besonders lichtstarker Objektive: Während ein Zoom mit Blende 2,8 erst bei Blenden ab 5,6 optimale Werte liefert, ist dies bei einem 1,4er schon ab Blende 2,8 so.
Qualität
Was du auf den ersten Blick keinem Objektiv ansiehst, sind die inneren Werte. Festbrennweiten lassen sich auch qualitativ hochwertiger produzieren mit
besseren Gläsern (höhere Vergütung, “reinere” Gläser, einfachere Anwendung optischer Gesetze, weil nur eine Brennweite berücksichtigt werden muss)
höherer mechanischer Belastbarkeit (durch hochwertigere Werkstoffe und robustere Bauteile = weniger Verschleiß und längere Lebensdauer)
runderen Blendenöffnungen (die Blendenbleche, die die Blenden formen, sind speziell geformt, um rundere Blende zu produzieren = schöneres Bokeh).
Wie du in der Abbildung oben sehen kannst, sind die Zerstreuungskreise der Festbrennweite runder, das Bild ist vielfarbiger und sieht insgesamt “cremiger” aus. Die Unterschiede sind nicht groß, für erfahrene Fotografen, die darauf Wert legen, aber durchaus ihr Geld wert.
Für die folgenden Empfehlungen gilt: Du musst auf jeden Fall klären, ob das jeweilige Objektiv an DEINE Kamera passt!!!! Manchmal sind einige Modelle nur für bestimmte Sensorformate gemacht. Oder sie sind, obwohl vom gleichen Hersteller, dann doch nicht für den Anschluss an deine Kamera bestimmt. Mach dich also bitte vorher schlau!
Kommen wir also zu meinen Empfehlungen:
Das 1,8er – das Vernunft-50er
Die kostengünstigste Variante des 50ers war bei Canon zwischenzeitlich schon ab 90 € zu bekommen – der Preis-Wahnsinn!! Als „vernünftige“ Lösung empfehle ich es all denen, die entweder nicht viel Geld ausgeben möchten oder die es nur gelegentlich einsetzen möchten. Auf jeden Fall erweiterst du damit schon mal die Möglichkeiten deiner Kamera. Damit kannst du auch bei wenig Licht lange ohne Stativ weiter fotografieren.
Was dir aber klar sein sollte: Für das Geld kannst du weder mechanische noch optische Meisterleistungen erwarten, klar, oder?!
Das 1,4er – der Preis-Leistungs-Sieger
Die 1,4er-Varianten sind meist mit deutlich mehr optischer Qualität und mechanischer Belastbarkeit produziert. So kommen hier meist „rundere“ Blendenbleche zum Einsatz, die für schönere Zerstreuungskreise (Stichwort: Bokeh) sorgen. Besseres Glas sorgt für schönere Farben, mehr Metallanteil im Drumherum sorgt für dauerhafte Einsatzfähigkeit, aber auch etwas mehr Gewicht.
Insgesamt meine ganz klare Empfehlung, wenn du dein 50er sehr häufig einsetzen willst oder wenn du als Porträtfotograf noch mehr Möglichkeiten haben möchtest.
Das Sigma hier ist so scharf, dass sogar viele Porträtfotografen die Schärfe in der Bildbearbeitung runterregeln, weil die Haut der Porträtierten oft nicht sooo schön ist, dass sie unbedingt sooo scharf sein müsste!! Aber ansonsten, beim höchsten Preis auch die höchste Qualität. Also der Leistungssieger, wenn der Preis kein Gewicht hat.
Für viele verschiedene Anschlüsse gibt es da auch von Zeiss extrem hochwertige Zeiss 50 mm Festbrennweiten. Danke an Markus für den Hinweis. 🙂
Das 1,2 – die Prestigelinse
Das lichtstärkste Objektiv in diesem Vergleich kostet natürlich auch sehr viel mehr als alle anderen. Dafür bekommst du die größte Lichtstärke und dadurch auch die geringste Schärfentiefe. Klingt erstmal so, als sollte es am besten dieses 50er werden.
Doch es hat Besonderheiten (die ich nicht gleich als Nachteile bezeichnen möchte): Die extrem hohe Lichtstärke stellt an den Hersteller solcher Optiken extrem hohe Anforderungen. Starke Randunschärfen und Vignettierungen müssen beherrscht werden. Das Gewicht ist meist sehr hoch und belastet den Arm untrainierter Fotografen doch deutlich mehr.
Und was bekommst du dafür? Einen Hauch mehr Lichtstärke, einen Hauch weniger Schärfentiefe. Das ist so wenig Unterschied, dass es in der Fotografiepraxis im Vergleich zum 1,4er praktisch nicht auffällt!
Also alles in allem Vorteile, die nicht wirklich im Bild sichtbar werden. Warum also solltest du dir dieses Objektiv leisten? Ganz einfach: Weil du es kannst!
Wenn Geld also keine Rolle spielt, dann kauf es. Wenn du dich als Profi vom „gemeinen“ Amateur absetzen willst (und es absetzen kannst), dann kauf es. Wenn du es einfach sexy findest, wenn auf deiner Kamera ein Objektiv mit einem so großen „Auge“ sitzt, dann kauf es – es wird dir gefallen und neidische Blicke auf dich ziehen!
Doch erwarte nicht, dass deine Fotos davon besser werden. Denn ob ein Foto gut oder schlecht wird, hängt mehr von deinen Fähigkeiten ab, als von deinem Equipment!
Weitere Modelle: Nikon: Nikon 50 mm / F 1,2 S Achtung: Nicht für Kameras geeignet, die ein AF-S-Nikkor brauchen!!!
Sonst habe ich nichts gefunden…
Hast du noch Fragen zum 50er? Dann stelle sie unten im Kommentar.
Du willst wissen, was es mit den Hausaufgaben auf sich hat? Lies diesen Beitrag.
Die Aufgabe:
Fotos mit Bokeh – diese Fotos müssen im Dezember 2015 fotografiert worden sein.
Bokeh bezeichnet die – Achtung, jetzt wird es etwas hölzern – die subjektiv empfundene, subjektive Qualität der unscharfen Bereiche im Hintergrund. Uff!!!
Vereinfacht gesagt, geht es darum, die Hintergründe hinter dem eigentlichen Motiv schön zu gestalten. Das geht natürlich zur Weihnachtszeit besonders gut mit all den Lichtern, Lämpchen und Kerzen. Eine offene Blende und Motive im Nahbereich machen es besonders einfach, Bokeh zu fotografieren.
Da dieser Dezember aber wahrlich warm war und auch schon die ersten Gänseblümchen aus dem Boden lockte, sind die fotografischen Themen sehr vielfältig.
Viel Spaß beim Ansehen!
Als erstes das Gewinnerbild. Glückwunsch an Michaela Kresing für dieses wunderbare Foto.
Und hier alle anderen Fotos, die am Wettbewerb dieser Hausaufgabe teilgenommen haben.
Was sagst du?! Hinterlasse jetzt einen Kommentar, wenn dir einige Fotos gefallen haben. Verrätst du, welche?
Du willst stimmungsvolle Momente zu Weihnachten einfangen? Du willst dieses Jahr nicht blitzen? Kein Problem, hier kommen meine besten Tipps für emotionale Weihnachtsfotos.
Verzichte auf den Blitz
Damals, als mein Vater einen 4-fach Blitzwürfel auf seine Dacora (eine längst vergessene Kameramarke) setzte, um seinen Sohnemann mit nacktem Hintern auf dem Bärenfell zu fotografieren, da hatte man ja noch nichts! Zumindest nichts, was den Blitz ersetzte. 😉
Das muss heute nicht mehr sein. Jede Digitalkamera bietet heute hohe ISO-Empfindlichkeiten, um auch bei wenig Licht perfekte Fotos zu machen. Nutze also diese zauberhafte Möglichkeit für noch zauberhaftere Fotos zu Weihnachten.
Such die ISO-Taste an deiner Kamera und stelle ISO auf „Auto“. Die Kamera sorgt jetzt dafür, dass du Belichtungszeiten nutzt, die du aus der Hand halten kannst. Praktisch der „Airbag für die Belichtungszeiten“. 😉
Das reicht nicht für das Fotografieren deines Kindes beim Handballspiel in einer düsteren Turnhalle, aber unter’m Weihnachtsbaum werden auch nicht ganz so häufig Bälle mit 150 km/h durch die Gegend geworfen, oder?
Und mach dir keine Sorgen um das Bildrauschen. Alle Kameras, die nach 2010 produziert wurden, haben ein zu vernachlässigendes Bildrauschen. Zumindest so lange du nicht ständig große Abzüge machst. Erfahrungsgemäß passiert das aber heute eher selten. Und wenn, dann steigt mit der Bildgröße ja auch der Betrachtungsabstand – und das Rauschen ist wieder nicht zu sehen! 🙂
Nutze lichtstarke Festbrennweiten
Lichtstärke ist das A und O beim Kauf von Objektiven – deshalb sind lichtstarke Optiken ja auch so teuer. Lichtstarke Objektive weisen besonders große Blenden (also kleine Blendenwerte) auf, z.B. 1,4 oder 1,8.
Besonders einfach können die Hersteller eine hohe Lichtstärke bei Festbrennweiten (also Objektive, die keine Zooms sind) produzieren. So bekommst du für praktisch jede Kamera, an der du Objektive wechseln kannst, ein Normalobjektiv oder leichtes Tele für relativ kleines Geld.
[alert-announce]Mein Tipp: Solltest du ein solches Objektiv vorrangig für das Fotografieren bei wenig Licht kaufen, nimm ein Normalobjektiv. Liegt dein Schwerpunkt jedoch eher im Portraitbereich, greif zum leichten Tele.[/alert-announce]
Setze also lichtstarke Objektive beim Fotografieren unter’m Weihnachtsbaum ein. Stelle eine große Blende ein (z. B. bei einem 1,4er Blende 2 oder 2,8). In Zusammenarbeit mit der ISO-Automatik sorgt das für kurze Belichtungszeiten.
Ganz nebenbei sorgst du durch die offenen Blenden für ein schönes Bokeh (das sind die unscharfen Bereiche im Hintergrund). Mit ein paar Lichtern im Hintergrund, z. B. dem Weihnachtsbaum oder einer Lichterkette, wird es besonders schön. Platziere dein Motiv (etwa dein Kind beim Geschenke auspacken) also so, dass sich im Hintergrund diese Lichtquellen befinden.
Nutze den Weißabgleich für passende Farben
Zu Weihnachten wirst du viel mit Kunstlicht fotografieren müssen. Kunstlicht ist, verglichen mit Tageslicht, sehr gelb. Damit dadurch nicht alle Fotos quittegelb werden, solltest du auch den Weißabgleich auf Automatik stellen.
Die Kamera verhindert so starke Farbstiche und die Fotos sehen viel schöner aus.
[alert-announce]Noch ein Tipp für den Lichterkauf: Achte beim Kauf der Lichterketten usw. für Weihnachten direkt auf die Farbtemperatur. Steht auf einer Lichterkette „warmweiß“ oder „3200 Kelvin“, dann kaufst du ein gemütliches, warmes Licht. Die gleiche Lichtfarbe weisen übrigens Halogen- und Glühlampen in deiner Wohnung auf. Lass aber bitte die Hände von Lichterketten oder anderen Leuchtmitteln mit der Angabe „neutrales Licht“ oder „5500 Kelvin“ (manchmal steht auch nur 5500 °K auf der Verpackung). Denn dieses Licht wird deutlich blauer im Vergleich zu den warmweißen Lichtern. Und das passt gar nicht so gut zur Weihnachtsstimmung![/alert-announce]
Mach dich klein
Dein Kind packt Geschenke aus und du willst das einfangen? Dann runter mit dir auf den Boden – Augenhöhe ist Pflicht für ein tolles Foto.
Nebenbei bist du nur dadurch in der Lage, den Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern in den Hintergrund zu bekommen. Fotografierst du von oben, machst du das Kind noch kleiner und hast den Weihnachtsbaum-Ständer mit drauf – nicht schön! 🙂
[alert-announce]Spezialtipp zum Bokeh: Platziere dein Kind zum Auspacken mit einigen Metern Abstand zum Weihnachtsbaum. Nur dann kann der Baum mit den o. g. Tipps auch wirklich unscharf werden. Sitzt es direkt vor dem Baum, werden beide scharf und du verschenkst die Chance auf ein außergewöhnliches Foto.[/alert-announce]
Erzwinge nichts – arbeite schnell
Du bist jetzt gut vorbereitet, hast alle o. g. Tipps schon an deiner Kamera voreingestellt und da ist er – der große Augenblick? Dann bleib entspannt und mach das Beste daraus. Jetzt das Kind aufzufordern zu lächeln oder beim Auspacken zwischendrin zu warten, versaut euch nur die Stimmung.
Arbeite also schnell, ändere die Perspektive wenn nötig. Um alles weitere solltest du dir jetzt keine Gedanken mehr machen – dafür ist es ohnehin zu spät!
Tu alles wie nebenbei, und störe den Ablauf nicht. Mach deine Fotos und nimm hin, wenn etwas nicht perfekt läuft! Besser eine gute Stimmung technisch halbgar einfangen, als technisch perfekte Fotos mit mieser Stimmung und Kindergeheul.
Du siehst, mit etwas Vorbereitung bist du bestens für perfekte Kinderfotos unter dem Weihnachtsbaum vorbereitet. Viel Spaß beim Fotografieren!
[alert-announce]Ein guter Tipp zum Schluss: All diese Tipps kannst du natürlich auch auf dein Haustier oder ein dekoratives Detail anwenden. Funktioniert genauso: Die geringe Schärfentiefe und das warme Licht sind Garanten für stimmungsvoll-emotionale Aufnahmen, der Rest sorgt für die optimale Qualität.[/alert-announce]
Hast du versucht, diese Tipps umzusetzen? Dann interessieren mich deine Erfahrungen!
Hat alles geklappt? Oder gab es Probleme? Hinterlasse unten einen Kommentar. 🙂