Zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2024 von Karsten Kettermann.
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Brennweitenvergleich:
In meinem Buch über Porträtfotografie versprach ich, einen Brennweitenvergleich zu zeigen. Hier ist er.
Brennweitenvergleich
Mit der Brennweite stellst du ausschließlich den Ausschnitt ein:
- Du entscheidest, WAS du fotografieren willst, indem du genau diesen Ausschnitt mit der Kamera anvisierst.
- Du entscheidest, WIEVIEL du drauf bekommen willst, indem du am Zoom drehst und genau den Teil deines Motivs aufnimmst, den du haben möchtest.
Solange du deinen Standort (= die Perspektive) nicht änderst, bekommst du mit unterschiedlichen Brennweiten nur unterschiedlich viel von deinem Motiv auf das Foto.
Der Testaufbau zum Brennweitenvergleich
Um dies zu zeigen, habe ich mit der lieben Chrisa ein paar Fotos gemacht, die du gleich siehst. Wir standen etwa 4 Meter voneinander entfernt und haben beide unsere Positionen während des Fotografierens nicht verändert. So kannst du die Auswirkung der Brennweitenveränderung genau beobachten.
Wie du sehen wirst, kommt immer weniger von Chrisa auf das Foto. Dieser kleinere Teil kommt dafür immer größer auf das Foto. Das verleitet immer wieder viele dazu, zu denken, sie würden das Motiv „näher heranholen“. Doch das ist falsch! Das ist ein kleiner, aber ganz wichtiger Unterschied, den ich in diesem Artikel herausarbeiten werde.
Achte also bei den folgenden Fotos darauf, dass immer weniger von Chrisa auf das Foto kommt. Sie selbst, nehmen wir als „Kontrollelement“ ihre Nase, kommt dir aber nicht näher – sie kommt nur größer in das Bild.
Alle Brennweitenangaben beziehen sich auf das Vollformat. Ich habe Brennweiten von 24 mm bis 600 mm verwendet. Solltest du eine andere Sensorgröße verwenden, dann hier vergleichsweise die Millimeterangaben für deinen Sensor:
- APS-C Canon: 15 – 375 mm
- APS-C andere Hersteller: 16 – 400 mm
- 4/3-Zoll bzw. (M)FT: 12 – 300 mm
Damit auch bei 600 mm noch ausreichend Schärfentiefe vorhanden ist, um von der Nasenspitze bis knapp hinter den Augen alles scharf zu haben, musste ich mit Blende 8 fotografieren.
Genug der Vorrede, hier kommen die Fotos. 🙂
Der Brennweitenvergleich
Wahnsinn, was die Brennweite ausmacht, oder?
Brennweitenvergleich: Dein Erkenntnisgewinn
Ok, du hast durch diesen Brennweitenvergleich gesehen, dass sich der Ausschnitt ändert, du aber nichts „heranholst“. DAS will ich zukünftig nicht mehr aus deinem Munde hören, ok?! 😉
Was kannst du denn sonst noch aus diesen Fotos lernen?!
- Wie du siehst, wird bei den Fotos mit Weitwinkel die Landschaft noch sehr scharf. Je länger die Brennweite, umso unschärfer wird der Hintergrund. Merke: Je länger die Brennweite, umso geringer die Schärfentiefe. Deshalb verwenden wir in der Porträtfotografie so gerne leichte Telebrennweiten. Denn …
- … Brennweiten zwischen 70 und 120 mm sind optimal für die Portraitfotografie, weil sie dich in moderatem Abstand zum Modell fotografieren lassen. Stehst du weiter weg, musst du schreien. Bist du zu nahe dran, würdest du deinem Modell eine viel zu große Nase verpassen (durch den geringeren Abstand bist du ja tatsächlich näher an der Nase!).
- Stehst du so weit entfernt, dass du mit optimaler Brennweite das Modell zur Hälfte oder sogar ganz ins Foto bekommst, kannst du die Blende deutlich weiter öffnen, als Blende 8. In meinem Buch hast du ja gelesen, welche Werte ich empfehle. Nur bei extrem langen Brennweiten musst du weiter abblenden, weil diese über extrem geringe Schärfentiefe verfügen.
Wusstest du um diese Zusammenhänge? Oder war bei diesem Brennweitenvergleich was Neues für dich dabei?
Hinterlasse jetzt einen Kommentar, ich freue mich drauf! 😉
Hallo Karsten,
um Deine Frage zu beantworten, ja, ich habe diese Zusammenhänge vor Jahren mal gelernt, aber bei Weitem nicht so ausführlich und einprägsam. Es ist immer wieder eine Freude, Deine Tipps zu lesen. Selbst theoretisches Wissen wird dadurch aufgefrischt. Danke Dir.
L.G. Hannelore
Ich danke dir, schön, wenn ich helfen kann.;-)
Danke. Karsten,
Deine erklärung hat mich bei der Entscheidung ob ich ein Teleobjektiv kaufen soll bestärkt .
Und ein Buch hab ich auch gleich bestellt.
L..G. Torsten
Gerne, Torsten! 🙂
Dann viel Spaß damit, berichte mal, wie es läuft! 🙂
Danke Karsten das du mir gezeigt hast wie man Personen heranholt.Upss ich meinte wie sich der Bildausschnitt ändert.Siehste ich hab schon gelernt?.Nein alles gut,sehr lehrreich.?
Sehr gut so, Hermann. 🙂
Hallo Karsten, wieder einmal ein gelungener Beitrag. Deine Tipps sind einfach sehr gut und einprägsam geschrieben. Ein großes Dankeschön dafür. Viele Grüße Brigitte
Gern geschehen, Brigitte! 🙂
Hallo Karsten , ich habe bei Dir soo viel gelernt und bin manchmal selber überrascht über meine tollen Fotos!
Was mir unheimlich viel gebracht hat , ist das Webinar über Makrofotografie…!.
Nicht nür die Blüte muss in die richtige Richtung schauen….auch die Person…
der Blick muss offen sein und in die richtige Richtung schauen!
Machst Du vielleicht mal einen Kurs über Blitzen ?
L.Gr. Sigrid
Ich danke dir, Sigrid! 🙂
Der Blitzkurs wird uns im Winter die Abende versüßen. 🙂
Herzlichen Dank für die sehr anschaulichen und verständlichen Informationen. Vergleichbar gute, praxisnahe Erläuterungen habe ich sonst nirgendwo erhalten.
Merci!
Gerne, Peter! 🙂
Hallo Karsten,
Vielen Dank für deine anschaulichen Tipps!
Ich hätte mal eine Frage an dich, bei der du mir vielleicht behilflich sein könntest.
Ich bin vor nicht allzu langer Zeit auf eine Vollformat Kamera umgestiegen und bin immer noch auf der Suche nach der „richtigen“ Lösung für den Weitwinkelbereich…
Wenn man zunächst mal davon ausgeht, dass mein Hauptteil der Weitwinkelfotografie Landschaftsaufnahmen sind, würde man ja spontan sagen, dass ein 16-35mm f/4 vollkommen ausreichend ist, da man ja eh meistens mit Blende 8 oder ähnlich fotografiert. Wenn man aber nun noch Astro (Milchstraße etc.) fotografieren möchte, dann müsste man ja schon fast auf ein 16-35mm f/2.8 gehen, um nicht den ISO Wert komplett in die Höhe zu jagen, richtig? Meine Frage wäre also, ob ein 16-35mm f/2.8 auch für z.B. eine Hochzeit in einer Kirche (natürlich ohne Blitz) geeignet wäre, oder ob es dann für solche Innenaufnahmen eigentlich praktischer wäre, z.B. ein 24mm f/1.4, oder 35mm f/1.4 zu kaufen und dann für den extremeren Weitwinkel z.B. ein 14mm f/2.8 hernehmen. Du siehst, ich bin wahrscheinlich auf der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau, aber vielleicht hättest du dennoch eine Idee, meinen Gedanken etwas Ordnung zu verleihen 😉
Vielen Dank schonmal im Voraus für deine Hilfe,
Patrick
Es gibt keine eierlegende Wollmilchsäue unter den Objektiven. 🙂
Du willst in zwei völlig unterschiedlichen Aufnahmebereiche mit einem einzigen Objektiv arbeiten. Das wäre so, als würdest du mit dem Superjeep durch Berlin fahren und erwartest, in jeder noch so kleinen Parklücke Platz zu finden. Das funktioniert nicht!
Also hier die konkreten Handlungsanweisungen:
Ich freue mich drauf! 🙂
der Karsten
Hallo Karsten,
Vielen Dank für deine aufschlussreiche Antwort! Könnte man sich dann nicht sogar das 16-35mm „einsparen“ und z.B. mit einem 14mm 2.8 und einem 24mm 1.4 arbeiten, oder findest du, dass ein Weitwinkelzoom aufgrund seiner Flexibilität ein muss in einer Fototasche sein sollte?
Schöne Grüße,
Patrick
Nö, kannst du nicht. Denn im WW-Bereich zählt jeder einzelne Milimeter! SO fein kannst du das nicht per Festbrennweiten abdecken.
Ich habe sogar zwei für jede Sensorgröße eines. Bevor ich davon eines hergebe, müsste schon werweißwas passieren!!! 🙂
„Zu nah dran = große Nase“! Danke, darauf werde ich demnächst achten?
Gute Idee! 🙂
Hallo, ich habe mir eine Nikon D5600 zugelegt. Da ist ein Nikon 18-55mm Kit Objektiv dabei. Ich möchte mir über kurz oder lang noch ein Nikon 50mm/1,8 Objektiv zulegen. Das wäre eigenlich für Vollformat. D.h. an meiner APS-C Kamera wäre das eine Brennweite von ca. 75mm. Kann ich das Objektiv dann gut für Porträtfotografie nutzen?
Die Optik ist aber sowas von perfekt für Portäts! Ließ mal diesen Artikel über Porträtobjektive.
Vielen Dank für deine schnelle Antwort! Den Artikel schaue ich mir gleich an. 🙂
Hallo Karsten, so versteht man das mal endllich super.
Hast du zufällig eine Tabelle in der du sagen kannst, welche Brennweite optimal ist, wenn man ein Model 1,5 m entfernt haben möchte mit sichtbarem Oberkörper. Ich würde schätzen 35 mm, aber gibt es da nicht formeln?
Viele Grüße,
Mario
Hallo Mario,
Formeln gibt es dafür, soweit ich weiß, nicht. Aber du kannst es dir doch ganz einfach machen: Stell jemanden vor deine Kamera und probier es aus, welche Brennweite du brauchst, um den gewünschten Ausschnitt zu erreichen. Zum Testen reicht dabei sogar einen Zoomobjektiv, dabei muss es keine Festbrennweite sein.
Hallo Karsten, ja gute Idee, werd ich machen.
Toller Artikel, … ich möchte mir auch eine Kamera zulegen und hab mir als Einsteiger eine Canon 250D ausgesucht, hoffe das war die richtige Wahl ….
lg
Eddy
Danke. 🙂
Am Ende kommt aus jeder Kamera ein Foto raus! Und die beste Kamera ist die, die du dabei hast. Also viel Spaß damit! 🙂
Naja, es ist schlichtweg nicht richtig, dass ein Teleobjektiv nicht etwas „heranholt“. Ähnlich wie ein Fernglas holt es ein weit entferntes Motiv näher heran und bildet es vergrößert ab. Das ist der Sinn des Ganzen und wird durch den Einsatz der Linsen im Objektiv möglich. Eine bloße Ausschnittsveränderung wird z.B. mit einem so genannten Digitalzoom erzeugt und ist dann ein rein rechnerischer Vorgang, der mit Qualitätsverlust einhergeht.
Ich finde, das siehst du falsch!
DU sagst es selbst: Durch ein Fernglas kommt – genau wie beim Tele – etwas vergrößert ins Foto. Es sieht dadurch nicht „näher dran“ aus, nur größer.
Übrigens ist es vollkommen egal, ob du (aus der gleichen Entfernung) einen Ausschnitt beim Fotografieren durch die Brennweite, durch ein Digitalzoom oder durch Beschneiden in der Bildbearbeitung nimmst: Immer wird der Ausschnitt kleiner, der übriggebliebene Teil wird vergrößert, aber es kommt nichts näher. Das erkennst du auch gut daran, dass der Hintergrund vollkommen gleich bleibt – er wird immer nur mehr weggeschnitten.
Ganz anders ist es, wenn du dich auf das Motiv hinbewegst. Dann wird etwas „herangeholt“, die Perspektive ändert sich. Siehe dazu vergleichend die Fotos im Artikel Brennweite und Abstand.
Ich will dir nicht zu nahe treten, sondern helfen, dass du besser fotografierst. Deshalb mein Rat: Begreife den Unterschied, lies deshalb bitte beide Artikel nochmal und schau die Fotos genau an! Andernfalls wird deine Arbeit mit der Perspektive auf ewig oberflächlich bleiben – und deine Fotos höchstens mittelmäßig.
Sollten dabei noch Fragen auftauchen, frag bitte. Denn das Thema ist so wichtig, dass ich dir gerne weitere Auskunft gebe.
Hallo Karsten,
bin schon was älter, aber fotografie geht immer. Meine Kamera wurde von jemanden in der Reha umgelagert. Nun suche ich eine neue Digitale mir schwebt da Samsung vor. Ich habe einige zur Auswahl: WB 800F; WB 150F; WB 700; WB 650; WB 250F; WB 202F; WB 350F! die meisten habe eine Brennweite von 4.0-72.0 mm
was ist das in Kleinbild?
Ich komme einfach nicht damit zurecht mit diesen neuen Angaben.
Ich hoffe du kannst mir da etwas helfen. Habe einige von deinen Berichten gelesen und fand sie gut.
mfg Bernd Albers
Hallo Bernd,
finde in den Bedienungsanleitungen der Kameras den Crop-Faktor heraus. Den multiplizierst du mit den Brennweiten der Kameras und schon hast du die Brennweiten, die du von deinen alten analogen Kameras kennst (damals Kleinbild, heute Vollformat genannt).
Danke Karsten,
vollformat!? meine erste kamera (Pouva Start) war mit rollfilm ich glaub 8cm waren es mit 12 bildern. das war vollformat!?
gruß bernd
Ne, die Vollformat war früher das KB-Format. Rollfilm war immer das Mittelformat.
Deine Digitalkamera hat einen viel kleineren Sensor, als das KB-Format.
Hallo Karsten,
ich wollte eigentlich (wegen dem Abbildungsmasstab) ein kompaktes Standardobjektiv für meine Nikon D200 (DX) kaufen. Das 50/1,8 gibt es nur für FX und ich würde daher daraus ein 75er machen, müsste also eher ein 35er kaufen.
Jetzt bin ich am Zweifeln was mir wichtiger ist: natürlicher Blickwinkel und Kompaktheit – oder – 75er Telebrennweite mit „zu viel Nähe“!?
Ich hatte früher mal das analoger 85/1,8 von Nikon, war als Portrait-Objektiv genial.
Nun meine Frage an Dich: hätte eine Brennweite von 75 mm noch einen halbwegs natürlichen Bildwinkel, oder würdest Du das schon speziell als Portrait-Brennweite sehen?
Einen „natürlichen“ Winkel – also einer, der dem menschlichen Auge entspricht – hast du nur bei der Normalbrennweite. Bei APS-C wäre das 35er die kaufbare Brennweite.
Ein 50er entspricht einer guten Portätbrennweite, die nicht „zu viel Nähe“ hat, sondern weit genug weg ist, um die Nase optisch zu verkürzen. Denn das tun Telebrennweite ja generell.
Also, frage dich: Was willst du damit fotografieren? Und wie soll es wirken?
Karsten, es ist bemerkenswert, wie die Wahl der Brennweite den Bildausschnitt und die Wirkung eines Fotos verändert. Deine Erklärungen sind einfach und direkt, was sie besonders hilfreich macht. Die Fotoserie zeigt eindrucksvoll, wie sich der Bildausschnitt und die Perspektive mit unterschiedlichen Brennweiten ändern. Ich frage mich, ob du ähnliche Vergleiche mit anderen Aspekten der Fotografie, wie zum Beispiel der Belichtung oder der Farbtemperatur, planst?
Interessant ist auch, wie sich deine Erklärungen auf andere Bereiche der visuellen Medien übertragen lassen. Im Bereich der Filmproduktion, wo ebenfalls mit verschiedenen Brennweiten gearbeitet wird, um bestimmte Effekte zu erzielen, könnten deine Erkenntnisse ebenfalls nützlich sein. Wie siehst du die Parallelen zwischen Fotografie und Film in Bezug auf die Verwendung von Brennweiten? Abschließend möchte ich sagen, dass dein Beitrag nicht nur informativ, sondern auch sehr inspirierend ist.
Er ermutigt dazu, mit der eigenen Kamera zu experimentieren und die Welt der Fotografie weiter zu erforschen.
Hey Tim, vielen Dank für deinen Kommentar! 🙂
Weitere Vergleiche sind in anderen Bereichen nicht so sehr eindrücklich machbar: ein Foto z.B. in unterschiedlichen Weißabgleichen sieht dann meist einfach „falsch“ aus …
Natürlich sind diese Erkenntnisse auch im Film nutzbar. Ich habe ja Kommunikationsdesign mit Fachrichtung Film- und Fotodesign studiert, da haben wir niemals zwischen den Genres unterschieden, was die Brennweite betrifft. Daher – und auch aus Erfahrung – würde ich sagen, dass wir die Brennweiten in beiden Bereichen 1:1 nutzen können.
Aber das muss ich dir als Media-Profi sicherlich nicht erzählen, oder?! 😉
Wenn ich noch etwas klugpupen darf: Das Wort Effekt würde ich durch Wirkung ersetzen, das wirkt Kunden gegenüber professioneller.