Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2019 von Karsten Kettermann.
Dieser Artikel wird auch weiterhin aktuell gehalten.
Hinterlässt du unten einen Kommentar, bekommst du garantiert eine Antwort.
In meinem Buch über Porträtfotografie kannst du ja ausführlich über die Auswirkungen von Abstand und Brennweite in der Porträtfotografie lesen.
Darin versprach ich, den Zusammenhang zusätzlich noch mit einem Video zu zeigen … und ZACK … hier ist es! 🙂
Noch etwas vorne weg:
Brennweite und Abstand sind zusammen ein wichtiges Gestaltungmittel – nicht nur in der Porträtfotografie. Das heißt, dass der hier beschriebene Zusammenhang zwischen Abstand und Brennweite in allen Bereichen der Fotografie gilt.
Da ich hier aber eine Zusatzinfo zum Buch liefere, zeige ich den Zusammenhang am Beispiel der Porträtfotografie. Auch die Schlussfolgerungen beziehen sich überwiegend auf Porträts.
Solltest du nicht über mein Buch auf dieses Video aufmerksam geworden und dir dieser Zusammenhang nicht 100%ig klar sein, dann solltest du mal über einen guten Fotokurs nachdenken.
Muss ja nicht bei mir sein … obwohl … ich hätte da einen Fotokurs im Angebot. 🙂
Modell: Chrisa
Der Abstand und die Bildwirkung
Der Abstand ist ein wichtiges Gestaltungmittel in der Fotografie. Vor allem in der Porträtfotografie:
- Du willst nicht zu nahe dran sein an deinem Modell – das ergibt übergroße “Gurkennasen”. Das kann man mal machen, vorteilhaft ist aber anders.
- Du willst auch nicht zu weit weg sein, denn das macht das Gesicht deines Modells breiter, als es tatsächlich ist.
Ist dir das beim Betrachten des Videos aufgefallen? Falls nein: Sieh es dir so oft an, bis du es siehst!
Außerdem steuerst du durch den Abstand die Größenverhältnisse im Bild:
- Bist du nahe dran am Motiv, erscheint dies überproportional groß zum deutlich kleineren Hintergund.
- Stehst du weit weg, wird das Motiv in Relation zum Hintergund kleiner.
Ist dir das beim Anschauen des Videos aufgefallen? Falls nein: Sieh es dir so oft an, bis du es erkennst!
Nur was du hier in Ruhe wahrnehmen kannst, wirst du auch später beim Shooting sehen können – auch wenn das Modell wartet und es evtl. etwas hektisch wird.
Der Zusammenhang zwischen Abstand und Brennweite
Abstand und Brennweite arbeiten Hand in Hand, um optimale Fotos zu gestalten.
Und DU bist derjenige, der beides kontrollieren muss.
Deine Kamera kann das nicht allein für dich tun, du musst ihr sagen, was du willst:
- Die Brennweite macht den Ausschnitt.
- Der Abstand sorgt für die richtige Perspektive.
- Zusammen sorgen sie dafür, dass das Gesicht deines Modells weder zu platt, noch allzu verbogen aussieht – wenn du es richtig machst!
Falls Du nicht aufgrund meines Buches auf diese Seite gekommen bist:
Buch über Porträtfotografie
Wie genau das alles in der Praxis funktioniert, erfährst du in meinem Buch über Porträtfotografie. Es kostet 19,95 € und ist in jedem Buchladen um die Ecke oder im Versandhandel zu bekommen.
Ich würde mich freuen, wenn du es dir kaufst.
Nicht, weil ich damit stinkreich werde, sondern weil ich weiß, dass du nach der Lektüre ein sehr viel besserer Porträtfotograf sein wirst! 🙂
Und? Hast du Fragen? Kanntest du den Zusammenhang? Findest du es nicht auch extrem wahnsinnig, was der Zusammenhang zwischen Abstand und Brennweite mit Chrisas Gesicht macht??
Dann hinterlasse jetzt einen Kommentar, ich freue mich drauf! 🙂
Hallo Karsten, ich habe eine APS-C Kamera von CANON die EOS M6 Mark II . Wenn ich ein Porträt so fotografieren möchte, dass es in Größe und vor allem in den Proportionen so aussieht, wie es auch das menschliche Auge sieht, welche Festbrennweite wäre dann hier die Richtige? 50 mm oder 45 mm rät mir ein Bekannter, aber was meinst Du?
Das Foto soll also naturgetreu, wie es das menschliche Auge auch sieht, festgehalten werden. Welche Brennweite das menschliche Auge hat, weiß ich leider nicht.
Vielen Dank für Deine Antwort
Gruss
Alex
Hallo Alex,
vielen Dank für die interessante Frage. 🙂
Im Rahmen meines Studiums hörte ich von meinem Fototechnik-Dozent, dass man mal durch anatomische Untersuchungen feststellen konnte, dass die Brennweite des menschlichen Auges ziemlich genau 42 mm (Vollformat) beträgt. Wie auch immer man das herausgefunden hat!
Wenn du also einen möglichst realistischen Eindruck beim Fotografieren erzielen möchtest, ist es immer eine gute Idee, die sogenannte Normalebrennweite zu nutzen. Bei Vollformat-Kameras haben sich damals Brennweiten von 50 mm durchgesetzt, obwohl das eigentlich etwas zu lang ist. An einer APS-C Kamera, den Cropfaktor berücksichtigt, entspricht das dann etwa 30 – 35 mm (je nach Hersteller). Dies wird auch immer so empfohlen, auch wenn es nicht ganz präzise ist.
Du kannst die normale Brennweite übrigens für jede Sensor– bzw. Filmgröße auch selbst herausfinden: Miss einfach die Diagonale des Sensors und schon hast du die Normalbrennweite in Millimetern. Errechnen kannst du das ganz einfach mit dem Satz des Pythagoras: lange Sensorkante in mm zum Quadrat plus kurze Sensorkante im Quadrat, vom Ergebnis ziehst du dann die Quadratwurzel.
Eben weil sich etwas längere Brennweiten durchgesetzt haben, musst du heute für einen möglichst realistischen Eindruck etwas rechnen. Dabei ergeben sich diese Fest-Brennweiten:
Vollformat = 42 mm (gibt es, soweit ich weiß, nicht als Brennweite)
Canon APS-C = 42:1,6 = 26,25 mm (gibt es, soweit ich weiß, nicht als Brennweite), ich empfehle 28 mm
andere APS-C = 42:1,5 = 28 mm, das gibts!
MFT = 42 : 2 = 21 mm (gibt es, soweit ich weiß, nicht als Brennweite für MFT, ggf. kann man aber einen Adapter nutzen)
Es bleibt dir also nur folgende Lösungen:
Viel Spaß dabei!
Hallo Karsten! Wow!! Da bin ich jetzt aber baff…. nicht einmal in Fotostudios habe ich das so detailliert u. kompetent erklärt bekommen. Vielen Dank dass Du Dir auch noch die Zeit dafür genommen hast. Ich habe jetzt mal nachgesehen und gleich wie Du geschrieben hast, die Diagonale meiner Canon EOS M6 Mark 2 berechnet: Sensor hat 22,5 x 15 mm, was einer Diagonale von 27,04mm entspricht. Wenn ich hier also ein 28mm Festbrennweiten Objektiv nehme, bin ich doch schon verdammt nah an der Realität dran? Welchen Abstand sollte ich dann zu der Person einhalten oder spielt das keine Rolle? Klar, kippen sollte ich die Kamera dabei nicht. Ich kann Dich auf jedenfall weiterempfehlen, denn hier merkt man, dass man kompetent beraten wird.
Gruss
Alexander
Gern geschehen! 🙂
Ja, 28 mm ist verdammt nahe dran, also lass dich nicht abhalten.
Willst du Nähe zeigen, musst du dann nahe ran – und umgekehrt. Kommt halt auf die Bildidee an. 😉
Hallo Karsten! Habe mit meinem Bekannten bezüglich einer realistischen, so wie es das menschliche Auge auch sieht, Portraitaufnahme gesprochen und dieser meinte zu der Berechnung der Normalbrennweite:
“die Umrechnerei, die da betrieben wird, ist oft im Netz zu entdecken, aber ändert nichts an der Brennweite selbst, sondern bestimmt den Bildausschnitt.
Die Brennweite ist nämlich unabhängig von der Sensorgröße immer gleich.
Ein 45mm Objektiv ist und bleibt an einer Kleinbild (Vollformat) und an einer APS-C Kamera ein 45mm Objektiv.
Bei der APS-C Kamera ist die Bildfläche letztendlich einfach nur kleiner.
Die Lösung für dieses Problem: Einfach die Distanz zum Objekt vergrößern”
er hat mir ein 45mm Festbrennweiten Objektiv für die APS-C Canon EOS M6 Mark II empfohlen. Nach Deiner Berechnung würde ich aber auf ein 28mm Festbrennweiten Objektiv kommen. Was meinst Du dazu?
Jetzt gerät einiges durcheinander…
Die Brennweite verändert sich nicht, wenn du einen anderen Sensor hinter das Objektiv packst, richtig.
Weil an einer APS-C der Sensor kleiner ist, wird von dem Lichtkegel, der durch das Objektiv kommt, nur die Mitte aufgezeichnet. Dadurch wird der Ausschnitt kleiner. Jedes Objektiv hat also an einer APS-C eine “verlängerte” Brennweite. Daher der Crop-Faktor. Ein 28er hat also einen ähnlichen Ausschnitt (oder nenn es Bildwirkung), wie ein 42er an einer Vollformat.
Du fragtest genau danach: Welche Brennweite hat an der APS-C eine möglichst dem menschlichen Auge nahekommende Bildwirkung. Das habe ich dir beantwortet.
Die Lösung, den Abstand zu vergrößern, ist nicht sinnvoll, denn dadurch veränderst du die Perspektive. Das ist eine ganz andere Baustelle, als die Brennweite.
Grundsätzlich gilt aber: Die Brennweite macht den Ausschnitt.
Fazit aus all dem:
Ein Tipp: Bevor du nun weitere theoretische Dinge hin und her wälzt, probier es doch mal praktisch aus. Versuch das in deinen Fotos zu sehen, was ich dir beschrieben habe. Bilde dir deine eigene Meinung und ziehe deine eigenen Schlüsse daraus. Das wird dann für dich die beste Lösung sein.
Solltest du Hilfe für gute Porträts brauchen, versuch’s doch mit meinem Buch – dann klappt das sicherlich! 🙂
Hallo Karsten, tut mir Leid dass ich das wohl missverständlich rübergebracht habe. Mir waren lediglich die Proportionen wichtig, so dass es keinen langezogenen Kopf, dicke Nase, gestauchten Kopf etc. gibt. Der Bildausschnitt war mir egal. Ich wollte einfach nur die Verzeichnung / Verzerrung der Abbildung so wie es beim menschlichen Auge ist, auch auf einem Foto haben, das war alles. Trotzdem Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe.
Gruss
Alexander