Nachts scharfstellen

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feuerwerk autofokus

Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2019 von Karsten Kettermann.
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Nachts scharfstellen – wie das geht, das erkläre ich dir hier. Als Voraussetzung liest du bitte vorher diesen Artikel über den Autofokus.

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Im Rahmen meiner Blogreihe über die Nachtfotografie, willst du wahrscheinlich auch noch diese Artikel lesen:

Nachtfotografie Motive

Nachtfotografie Einstellungen

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Weil das Scharfstellen bei Nacht trotz und gerade wegen des Autofokus ein Problem ist, erkläre ich hier am Beispiel der Feuerwerkfotografie, wie es funktioniert.

Diese Arbeitsweise kannst du auf alle anderen Motive übertragen, bei denen es schwierig ist, per Autofokus scharf zu stellen. Also z. B. …

  • alle Arten von Nachtfotos im urbanen Raum
  • Polarlichter
  • Lichtspuren
  • Gewitterfotografie
  • Astrofotografie (Mond, Sternenhimmel, Milchstraße usw.)
  • aber auch alle Motive, die nur wenig Kontrast aufweisen oder von einem Autofokus-Punkt nicht erfasst werden können (z. B. weil sie sich zu schnell bewegen oder zu klein sind)
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BUCHEMPFEHLUNG:

Den folgenden Tipp findest du neben vielen anderen in meinem Buch über Nachtfotografie, das im Verlag Markt & Technik erschienen ist.

Du kannst es bei Amazon oder im ortlichen Huchhandel kaufen.

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Nachts scharfstellen: Das Problem

Hast du schon mal versucht, bei Nacht Fotos zu machen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat deine Kamera gestreikt: Sie hat keinen Punkt gefunden, auf den sie scharfstellen kann. Und dann macht sie … nichts!

Genau so hat sie Schwierigkeiten beim Scharfstellen auf ein Feuerwerk. Wenn du von deiner Kamera verlangst, schnell in dem Moment, in dem das Feuerwerk sichtbar ist, scharf zu stellen, dann wirst du keine guten Ergebnisse erlangen. Jede Kamera braucht eine kurze Zeit, um scharf zu stellen.

Nachts scharfstellen
Die Leuchtspuren sind mal da, mal nicht. Das macht es schwierig für den Autofokus.

Das Problem: Der Autofokuspunkt muss genau auf einem Teil des Motivs liegen, auf den auch scharf gestellt werden kann. Und da das Feuerwerk nur zeitweise mal sichtbar ist, mal aber auch nur der schwarze Nachthimmel, ist dies bei der Verwendung des Autofokus nur zeitweise möglich.

Um genauer zu sein: Das ist schlichtweg unmöglich!

feuerwerk autofokus
Solche Fotos machst du nur mit den richtigen Einstellungen. Deinen inneren und denen an der Kamera! (Foto: Erad/Pixabay)

 

Nachts scharfstellen: Die Lösung

Viel besser ist es, manuell scharf zu stellen bzw. den Autofokus einmalig zu verwenden und dann abzuschalten. Geh dazu wie folgt vor:

  • Wähle deinen Standpunkt und stelle den Ausschnitt ein.
  • Platziere den Autofokuspunkt so, dass er dort liegt, wo die Raketen vom Boden aus abgefeuert werden. Stell auf diesen Punkt am Boden scharf. Du machst also eine Ersatz-Entfernungmessung auf die gleiche Entfernung, in der sich später auch das Feuerwerk befinden wird.
  • Schalte nun den Autofokus ab und achte darauf, am Objektiv nichts mehr zu verändern.

Diese Arbeitsweise sorgt automatisch dafür, dass das Feuerwerk immer scharf ist. Denn die Raketen explodieren meist über dem Punkt, von dem sie abgeschossen wurden.

Sollte eine Rakete doch mal auf die Kamera zu oder von der Kamera weg abgefeuert werden (sich die Entfernung also leicht ändern), sorgt die Blende 11 mit ihrer Schärfentiefe dafür, dass trotzdem immer alles scharf abgebildet wird. Kameras mit kleineren Sensoren haben oft nur max. die Blende 8. Die funktioniert genau so, weil der kleine Sensor von Haus aus mehr Schärfentiefe mitbringt.

Denn das ist die optimale Blende für die Feuerwerksfotografie. 🙂

Nachts scharfstellen
Blende 11 und manuelles Scharfstellen sorgen für perfekte Fotos vom Feuerwerk.

Es ist wichtig, dass du nach dem Scharfstellen nichts mehr am Objektiv veränderst. Denn wenn du zoomst, wird bei den meisten Objektiven gleichzeitig auch die Scharfstellung wieder anders eingestellt.

Wenn du also nach den ersten paar Raketen den Ausschnitt verändern möchtest, solltest du den Autofokus kurz wieder anschalten, schnell auf den Punkt scharf stellen, von dem aus die Raketen abgeschossen werden, und den Autofokus danach wieder deaktivieren.

Wenn du schon mal an dem Schalter für den Autofokus bist: Kontrolliere doch direkt den Schalter darunter, den für den Bildstabilisator. Den willst du unbedingt abschalten, sobald du deine Kamera auf einem Stativ verwendest.

So erreichst du unter allen Umständen scharfe Fotos von dem Feuerwerk.

Sach wat!! Mich interessiert, ob du diese Möglichkeit der Ersatzmessung schon kennst und damit arbeitest.

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27 Kommentare

    • Unendlich könnte zu weit entfernt sein.
      Such dir einen Baum in der Nähe des Abschussorts, nimm die Wiese drumherum oder was auch immer.
      Es darf auch ein Haus sein, das im Zweifel sogar hinter dir steht, aber bitte im gleichen Abstand wie das Feuerwerk: Dreh die Kamera zu diesem Haus, dann stellst du mit AF darauf scharf. Danach schaltest du den AF wieder ab und drehst die Kamera zurück auf das Feuerwerk. Fertig!
      Hauptsache, der Abstand ist gleich, dann kannst du auf wirklich alles scharfstellen. 🙂

  1. O.K. danke, das ist auch eine Idee! Mit AF scharf stellen und dann abschalten ist eine super gute Idee….
    Schönes Wochenende und Grüße

  2. Bei meiner Lumix FZ 200 ist bei f8 schluss! aber Du meinst die Blend f11, wie mach ich es dan bei meiner Kamera einstellung am besten

    • Wenn du keine f 11 hast, nimmst du halt die f 8.
      Kleinsensorige Kameras haben oft keine f 11, da das zu Beugungsunschärfen führen kann. Danke für den Hinweis. Ich habe das oben im Text ergänzt.

  3. Danke Karsten, das hat ja meinen fotografischen Verstand wieder aufgebaut. Ich habe das vorher auch noch nicht so gesehen, dass man das so festhalten kann. Es missglückte mir beim Feuerwerk immer und ich habe mich geärgert, dass ich das nicht besser wusste!!!
    Das sind total tolle Aufnahmen von Dir. Ich möchte mich für Dein Buch “Nachtfotografie” jetzt schon anmelden und es auch hiermit bestellen. Danke Dir für den tollen Blog sagt herzlichst Irene.

  4. Leider bin ich zurzeit nicht Zuhause, da wüsste ich was Nachts zu Fotografieren ist. Hier muss ich mich erst Umschauen,und was auch Nachts hell genug ist. Mit dem Feuerwerk ist es leider auch vorbei, außer man findet bei Stadtfesten eins. Aber das mit dem AF-Punkt auf die Erde und dann hochfahren muss echt Mal ausprobieren. Vielen dank, Michael

  5. Das funktioniert aber doch auch nur dann, wenn man weit genug vom Feuerwerk entfernt ist (so dass der Abstand KameraAbschussort in etwa KameraFeuerwerk beträgt). Mir fällt da als konkretes Gegenbeispiel das “Saarspektakel” am ersten Wochenende im August eines jeden Jahres in Saarbrücken ein. Dort finden die Festivitäten entlang des Saarufers statt und das Feuerwerk wird immer von einer schwimmenden Plattform von der Mitte der Saar (an der Stelle Gesamtbreite des Flusses etwa 50m) abgefeuert. Da das Feuerwerk aber sicherlich mehr als 25m hoch gefeuert wird passt die Ersatzmessung dann nicht – und wenn man nicht weiß wie hoch das Feuerwerk geschossen wird, kann man auch nur raten, worauf man alternativ Fokussieren soll.

    Was macht man denn in solchen Fällen?

    • Doch, das funktioniert genau so, wie beschrieben. Hier nochmal das Zitat von oben, auif das es ankommt:

      Sollte eine Rakete doch mal auf die Kamera zu oder von der Kamera weg abgefeuert werden (sich die Entfernung also leicht ändern), sorgt die Blende 11 mit ihrer Schärfentiefe dafür, dass trotzdem immer alles scharf abgebildet wird. Kameras mit kleineren Sensoren haben oft nur max. die Blende 8. Die funktioniert genau so, weil der kleine Sensor von Haus aus mehr Schärfentiefe mitbringt.

      Auf dein Beispiel bezogen:

      • Um es “komplizierter” zu machen gehen wir mal davon aus, dass du genau am Ufer stehst – Entfernung also 25 m.
      • Wenn du von hier aus etwas auf’s Bild bekommen willst, musst du auf jeden Fall ein Weitwinkel (sagen wir mal 18 mm an einer APS-C) einsetzen – so nahe dran würde eine längere Brennweite nicht das Feuerwerk in seiner Gesamtheit einfangen, sondern nur einen kleineren Ausschnitt.
      • Blende 11 sorgt nun beim Scharfstellen auf die 25 m entfernte Plattform für eine Schärfentiefe ab 150 cm bis Unendlich – das sollte reichen, auch 50 m hoch steigende Feuerwerkskörper mit in die Schärfentiefe zu bekommen.

      Überzeugt? Wenn nicht, rechne es mit diesem Schärfentiefenrechner selbst nach.

    • Jein! 🙂
      Ich bleibe mal beim Beispiel der Feuerwerk-Fotos:
      Das hätte den Vorteil, dass sich der AF-Punkt nicht mehr verstellt und du immer auf der gleichen Stelle scharfstellst. So weit so gut. Was aber, wenn du den Ausschnitt veränderst und vergisst, die Sperre aufzuheben?? Dann stellt die Kamera irgendwo scharf.
      Besser: Du stellst auf den Punkt scharf, von dem die Raketen abgefeuert werden und schaltest den AF ab. Nun kannst du flexibel auf das Feuerwerk reagieren und jederzeit die Ausrichtung der Kamera auf dem Stativ verändern, bis du Zoomst. Dann musst du, wie oben geschrieben, ohnehin den AF wieder einschalten und alles beginnt von vorne.

  6. Hallo Karsten,
    sorry wenn ich Dich auf diesem Weg “nerve” aber ich verstehe etwas nicht.
    Du schreibst immer von “AF abstellen”, aber wie soll ich das verstehen?
    Also, ich nutze an meiner Kamera den Autofokus für ein Motiv/eine Situation und die Kamera fokussiert wenn ich den Auslöser halb durchdrücke und meldet mir das positive Ergebnis als grünes Viereck in der Anzeige.
    Ok, wie schalte ich jetzt den AF ab (also was muss ich drücken/aktivieren) und was tritt stattdessen in die Fußstapfen des AF??…???
    Ich kann doch nur entscheiden zwischen AF, AF Macro, MF??…??…..
    Ich steh da echt aufm Schlauch irgendwie.

    Hoffe Du kannst etwas Licht ins Dunkel bringen.

    Gruß Marcus

  7. Bin gerade auf deinen interessanten Beitrag. Das habe ich auch schon ähnlich gemacht, mit dem Scharfstellen. Was für mich jedoch noch nicht ganz klar ist, was mache ich, wenn ich keinen Punkt habe, wo ich so die Schärfe einstellen kann? Zum Beispiel wenn ich am Abend in den Bergen bin und diese Fotografieren will? Ich habe ja nichts Drumherum, was in der gleichen Distanz ist und noch genug beleuchtet, dass ich mit dem Autofokus scharfstellen könnte. Mein Autofokus funktioniert nicht mehr, wenn es zu dunkel ist. Meine Idee wäre die Schärfe tagsüber einzustellen und so vorzubereiten für den Abend/Nacht. Was ist jedoch wenn ich erst am Abend dort ankomme? Wie bringe ich ein scharfes Bild hin? Ich atte s auch mit Autofokus oder mit Unendlich versucht, aber leider klappte dies nicht.

    • Hallo Annina,
      danke für die Frage. 🙂
      Es ist sicherlich ne Idee, schon tagsüber scharf zu stellen. Aber dann kannst du ja zwischendurch nicht mehr fotografieren – das wäre ja doof. 🙂
      Es gibt aber eine andere Art, das zu lösen:
      Stell einfach auf 10 m scharf. Dafür trägst du eine Taschenlampe 10 m von deiner Kamera weg, legst sie auf den Boden, so dass sie in Richtung deiner Kamera leuchtet (aber etwas dran vorbei, nicht direkt auf die Kamera). Mit der Kamera stellst du jetzt per AF auf die Taschenlampe scharf. Stell den Autofokus ab. Das wars. 🙂
      Jetzt richtest du deine Kamera zum Motiv aus (die Taschenlampe war ja nur für die Ersatzmessung wichtig).
      Den Rest macht dir die Schärfentiefe, denn bei fast allen Kamerasensor-Formaten hast du jetzt bei einer Blende von 5,6 und höheren Blendenwerten (8 – 16) eine immer genügend große Schärfentiefe. Voraussetzung ist allerdings, dass du mit einem Weitwinkel fotografierst!!
      Details kannst du hier nachrechnen.

  8. Hallo Karsten, ja, ist mir bekannt aber noch nie groß angewendet. Dieses Jahr will ich es aber von einen erhöhten Punkt probieren und gern eine 35er oder 50er Festbrennweite mit Stativ und Langzeitbelichtung verwenden. Was wär dafür dein Tip? Ansonsten hab ich bei Nachtfotografie immer eine lichtstarkenTaschenlampe dabei, um den Autofocus ne Hilfe zu geben. Gut, wenn man den AF vom Auslöser entkoppelt hat. Aber das geht auch nur bei Objekten in der Nähe, die dazu noch statisch sind😄.
    Gruß Thomas

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