Blendensterne – der Sterneffekt bei Nachtfotos

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Blendensterne

Hast du schon mal Blendensterne gesehen? Wahrscheinlich ist dir schon mal aufgefallen, dass es einige Nachtfotos gibt, auf denen die Lichtquellen aussehen wie Sterne? Das sieht klasse aus, oder?

Diesen Effekt nennt man Blendensterne oder auch den Sterneffekt. Im Gegensatz zu dem unsäglichen Sterneffekt-Filter, der in den 80er Jahren verbreitet war, kannst du diese Blendensterne aber einfach so mit deiner Kamera fotografieren. 🙂

Dann will ich dir mal zeigen, wie du das auch hinbekommst.

Der Inhalt dieses Artikels ist meinem Buch Nachtfotografie entnommen.

Du bekommst es in jedem Buchladen um die Ecke, im Onlinehandel oder – von mir höchst persönlich verpackt – in meinem Shop.

 

Als Erstes benötigst du ein Motiv mit Lichtquellen, die eher punktförmig und klein sind. Bei großen Flächenleuchten funktioniert das einfach nicht. Diese Lichtquellen müssen zudem noch ihr Licht direkt in die Kamera strahlen – dann wird das was. 🙂

Grundsätzlich werden die Lichtquellen so abgebildet, wie die Blende deines Objektivs geformt ist.

 

Blendenlamellen machen Blendensterne

Blendensterne
Die Blendenöffnung wird aus dünnen Metallblechen, den Blendenlamellen, gebildet.

Du weißt vielleicht schon, dass die Blendenöffnung in deinem Objektiv von dünnen Metalllamellen produziert wird. Diese Lamellen schieben sich übereinander und verkleinern so die Blendenöffnung.

Es gibt hochwertige Objektive, deren Blendenlamellen besonders abgerundet sind. Dabei entsteht dann eine Blendenöffnung, die fast kreisrund ist. Die runden Blendenöffnungen sind besonders gut für die Porträtfotografie geeignet, weil sie ein schöneres Bokeh produzieren. Aber das ist einen anderen Artikel wert.

Andere, meist die günstigeren Objektive, besitzen diese Abrundung der Blendenlamellen mehrheitlich nicht. Sie produzieren eine Blendenöffnung, die Ecken hat. In der Regel erhältst du mit diesen eckigen Blendenöffnungen schönere Sterneffekte um die Lichtquellen herum.

Nun haben wir also noch ein weiteres Gestaltungsmittel, das durch die Blende festgelegt wird: Nicht nur die Menge des einfallenden Lichts und die Schärfentiefe werden durch die Blende geregelt, sondern auch noch, wie Lichtquellen in Nachtfotos aussehen.

Entscheide dich also, wie deine Lichtquellen aussehen sollen. Wünschst du eher weichere und rundere Lichtquellen in deinen Fotos, öffne die Blende etwas weiter. Möchtest du jedoch präzise, scharfe oder sternförmige Lichtquellen? Dann solltest du die Blendenöffnung bis zur maximal nutzbaren Blende schließen.

Hintergrundinfo

Hintergrundinfos

Die maximal nutzbare Blende für deinen Sensor

Je nach Sensorformat gibt es verschiedene maximal nutzbare Blenden. Generell kannst du dir merken, dass größere Sensoren kleinere Blenden „vertragen“. Bei kleineren Sensoren solltest du hingegen nicht so weit abblenden.

Hier eine Übersicht der maximal nutzbaren Blenden je nach Sensorformat:

  • Vollformat: Blende 22
  • APS-C: Blende 16
  • 4/3-Zoll bzw. MFT: Blende 11
  • Kompaktkameras: Blende 8

Auch wenn du dein Objektiv noch weiter abblenden kannst, solltest du dies auf keinen Fall tun! Denn wenn die Blende in Relation zum Sensor „zu klein“ wird, kommt es zu Beugungsunschärfen. Dabei müssen sich die Lichtstrahlen durch die kleine Blendenöffnung „hindurchquetschen“ und werden krumm gebogen. Dadurch wird das gesamte Foto leicht unscharf.

Ein Beispiel:
Kein Nachtfoto, aber hier kannst du deutlich die Beugungsunschärfen sehen. Links mit Blende 16 ist noch alles gut, rechts mit Beugungsunschärfen bei Blende 36 (beides mit einer APS-C fotografiert). In der großen Blüte und an den Stielen unten rechts siehst du die Unschärfen.

Beugungsunscäerfe
Ein Klick öffnet das Foto in einem neuen Fenster.

Du erhältst also mit einer „zu kleinen“ Blende (für deinen Sensor) theoretisch noch mehr Schärfentiefe. Allerdings wird das gesamte Foto dann leicht unscharf.

Das kannst du ganz einfach vermeiden, indem du dich an die oben genannten maximalen Blendenöffnungen hältst. Merke dir also den für dein Sensorformat gültigen Wert und vermeide es, die Blende darüber hinaus zu schließen.

Zusammenhang zwischen Sensorgröße und Schärfentiefe

Und noch was, falls du jetzt das Gefühl hast, irgendetwas zu verpassen:

Viele denken, dass sie z. B. mit einer Kompaktkamera und Blende 8 nicht so viel Schärfentiefe hinbekommen, wie an einer Vollformat bei Blende 22. Dann kommt schnell der Gedanke auf, „Nur mit einer Vollformat – also einer Profikamera – sind Aufnahmen von vorne bis hinten scharf hinzubekommen!“. Doch das ist Quatsch! 🙂

Alle oben genannten, maximalen Blenden sorgen für eine identische Schärfentiefe. Das liegt daran, dass die aufgeführten Sensoren unterschiedlich groß sind – und kleinere Sensoren eine größere Schärfentiefe aufweisen. So ergibt sich bei kleineren Sensoren und kleineren Blendenwerten trotzdem die gleiche Schärfentiefe.

 

Die Testreihe für Blendensterne

Doch wie findest du nun heraus, mit welchen Blenden die Lichtquellen am besten aussehen? Dabei hilft eine kleine Testreihe:

  1. Nimm deine Kamera mit Objektiv und stell sie auf ein stabiles Stativ. Fotografiere möglichst die Lichter einer Stadt aus der Vogelperspektive. Hier hast du sehr viele verschiedene Lichtquellen, an denen du dann die Wirkung der verschiedenen Blendenöffnungen beurteilen kannst.
  2. Stell ISO 100 fest ein, schalte die ISO-Automatik ab.
  3. Nun wähle nacheinander jede Blende, die dein Objektiv hat und mach ein Foto. Es reicht, diese Testreihe mit vollen Blendenwerten zu machen (z.B. f/4, f/5.6, f/8, f/11 und f/16 bei APS-C-Kameras).
  4. Die Zeitautomatik sorgt dafür, dass sich die Belichtungszeit automatisch anpasst. Bis 30 ganzen Sekunden passiert dann alles automatisch.
  5. Zu Hause am Computer schaust du dir dann die Unterschiede an, die sich aus den verschiedenen Blenden ergeben. Sehr wahrscheinlich wirst du merken, dass die Lichtquellen bei offenen Blenden häufig etwas verwaschen aussehen.  Bei geschlossenen Blenden sehen sie jedoch sehr viel präziser aus. Merke dir den optimalen Wert für dieses Objektiv, um in Zukunft genau diese Sterne um die Lichtquellen herum zu erzielen.

Das Ergebnis deines Blendenstern-Tests könnte so ähnlich aussehen:

Blendensterne
Klick das Foto zum Vergrößern an. Es öffnet sich in einem neuen Fenster.

Besitzt du mehrere Objektive, die du auch für die Nachtfotografie einsetzen willst? Dann solltest du diesen Test mit jedem Objektiv einmal durchspielen. Denn wie bereits oben erwähnt: Die Anzahl der Blendenlamellen und ihre Form sorgen für unterschiedliche Ergebnisse.

So kann es durchaus sein, dass ein „billiges“ Kitobjektiv deutlich schönere Blendensterne aufweist als ein lichtstärkeres und sehr viel teureres Objektiv.

Es kommt wirklich auf das jeweilige Objektiv und darauf an, wie die Blendenöffnung geformt ist. Durch bloßes Anschauen der Blenden findest du die Wirkung jedoch nicht heraus. Statt dessen musst du unbedingt einmalig pro Objektiv diesen Test machen. Dauert ja zum Glück nur zwei Minuten. 🙂

 

Fazit zu den Blendensternen

Blendensterne
Mit Blendensternen sieht eine Nachtaufnahme einfach besser aus!

Für Anfänger in der Nachtfotografie empfehle ich als Merksatz immer „Bei Nacht Blende 8.“ Funktioniert in den allermeisten Fällen. 🙂

Der Tipp hier geht aber in Richtung Feintuning deiner Aufnahmeeinstellungen. Schließlich willst du ja immer das Beste aus deinen Motiven herausholen. Dafür sind dann doch gelegentlich auch andere Blendenwerte als 8 sinnvoll.

Schließlich willst du ja nicht, dass die Blende 8 in deinem Objektiv einrostet (ein Scherz, das geht unter üblichen Haltungsbedinungen gar nicht!). 😉

Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner neu erworbenen Fähigkeit!

Jetzt bist du dran: Raus mit dir und Fotos gemacht! 🙂 Und wenn du dann wieder da bist und begeistert von den Ergebnissen, dann schreibe mir hier einen Kommentar. Du weißt, das ist mein Treibstoff für weitere Artikel. 🙂

Oder schreib jetzt was, wenn du Fragen hast – aber dann geh unbedingt raus und fotografiere. Denn, wie schon Erich Kästner sagte, der alte Blendenstern-Liebhaber:

Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es!

 

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5 Kommentare

  1. Hallo Karsten
    super toll erklärt.
    Die Belichtungsreihe/Blendensterntest werde ich demnächst einmal ausprobieren.
    viele Grüße Regina

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