Fisheye – das Spaßobjektiv

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Walimex Fisheye

Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2019 von Karsten Kettermann.
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Das Walimex Fisheye
Das Walimex Fisheye 12 mm für das Vollformat

Ich hatte mal einen Mathelehrer, den nannten wir Glubschi. Ja, okeeee er sah auch ein wenig glubschäugig aus und roch stark nach Fusel – aber vor der Tafel blühte er auf, da gab ihm das Stück Kreide in der Hand das Gefühl, dass Tangentialrechnung der Nabel der Welt werden könnte. Wenn wir ungläubigen Schüler es denn irgendwann mal begreifen würden…

Das ist lange her und zum Glück gehöre ich nicht zu den, aus meiner Sicht, bemitleidenswerten Menschen, die sich heute noch mit solchen Themen herumschlagen müssen. 😉 Welch Glück!

Statt dessen sind Objektive eher mein Thema – ich hatte es immer mit der praktischen Anwendung, mögen die zugrunde liegenden Theorien auch noch so praxisfern sein. Insofern mag ich das Zitat „Die Gesetze der Optik sind komplex und widerwärtig!“ (Verfasser unbekannt) aus einem Internetforum. Aber ich schweife ab!

Kommen wir zu diesem Fischauge- bzw. Fisheye-Objektiv. Das Walimex Fish-Eye mit 12 mm Brennweite (für die Vollformat) ist ein wirkliches Spaßobjektiv – brauchen tut man sowas nun nicht wirklich. Aber wenn es unter 1000 Fotos einmal zum Einsatz kommt, hat es eine ganz besondere Wirkung! 🙂

Öfter eingesetzt, nutzt sich der “Effekt” dieses Objektivs, schnell ab. Das ist ungefähr so, wie der Effekt der in den 80er Jahren verwendeten Sterngitterfiltern, die ebenfalls ab einem gewissen Prozentsatz im Portfolio eines Fotografen genervt haben.

 

Darf ich vorstellen?! Der Fisch!

Wenn es aber selten genug zum Einsatz kommt, dann hat es doch was. Schauen wir uns die technischen Daten an:

  • Die 180 ° Bildwinkel sorgen für ein vollflächiges Bild, mehr Bildwinkel würde für runde Bilder mit schwarzen Ecken sorgen.
  • Es ist perfekt geeignet für Übersichten, Innenräume, beengte Platzverhältnisse, ebenso für Reportagen mit dem “ganz-nah-dran-Effekt”.
  • Mit der größten Blende von 1:2,8 hat das Objektiv eine große Anfangslichtstärke, die aber nicht wirklich nötig wäre. Solche Objektive werden ohnehin immer mit einer extrem großen Schärfentiefe eingesetzt und selten mit offener Blende.
  • Es ist innenfokussiert mit einer Naheinstellgrenze von ca. 20 Zentimetern
  • Der optische Aufbau mit 12 Linsen in 8 Gruppen ist sehr aufwändig und sollte eine ordentliche Abbildungsleistung liefern.
  • Alle im Objektiv verwendeten Linsen sind mehrschichtvergütet – recht so. Gut für die Lichtausbeute, bessere Farbwiedergabe und den höheren Kontrast.
  • Die Blende wird manuell eingestellt.
  • Autofokus gibt es nicht, der wäre bei der unfassbaren Schärfentiefe aber auch nicht nötig.
  • Filtergewinde nicht vorhanden
  • Übrigens ist dieses Fish-Eye auch für das kleinere APS-C- bzw. DX-Format erhältlich – mit vergleichbaren Werten.

 

Fisheye: Die Praxis

Um 2 – 3 Blenden abgeblendet erreicht jedes Objektiv seine optimale Schärfe. So erreichst du bei Blende 5,6 – 8 ein Maximum an Schärfentiefe und holst die optimalste Schärfe aus dem Glas heraus. Hier also mein Tipp: Bei Einstellung auf eine Entfernung von 1 m  und Blende 8 erreichst du locker eine Schärfentiefe von 0,42 m bis unendlich –  einfach einstellen und nicht mehr darüber nachdenken. Die Schärfe ist beachtlich, für solch ein vergleichbar günstiges Objektiv.

Wer nun glaubt, dass dieses Weitwinkel einfach nur für “viel mehr drauf bekommen” gemacht ist, der irrt sich!!! Es ist dafür da, bei der Wahl der Perspektive um jeden Zentimeter zu kämpfen. Ja, richtig, jeder einzelne Zentimeter entscheidet über Wohl und Weh eines Fotos, das mit solch einem großen Bildwinkel gemacht wird. Deshalb solltest du wirklich genau darauf achten, wo du gerade damit fotografierst. Und wer meinen Einsteigerkurs hinter sich hat und über die Wichtigkeit der Perspektive hinsichtlich Hintergrund, Größenverhältnisse und Vogel-/Froschperspektive weiß, der kann gut nachvollziehen, was ich damit meine, oder?

Achtung: Beim Fotografieren besser Bauch, Füße und Finger einziehen – 180 Grad sind voll superkrass weitwinklig! 🙂

Das manuelle Einstellen der Blende ist sicherlich für alle, die analoge Zeiten nicht erlebt haben, eine Umgewöhnung. Aber mit gutem Willen ist man da schnell drin.

Nicht jedes Motiv ist für das Fotografieren mit dem Fisch geeignet, es bleiben zumeist runde Objekte, Bögen und öde Landschaften, welche praktisch jede beliebige Verzerrung zulassen, ohne dass sie gleich stört.

 

Fisheye: Ergebnisse

Ich selbst verfüge nicht über ein Fisheye. Bisher hatte ich niemals bei der Verwendung meiner Superweitwinkel (für Vollformat bzw. APS-C bzw. DX-Format) das Gefühl, noch einen weiteren Ausschnitt mit drauf haben zu wollen. Und das, obwohl ich diese Objektive sehr gerne und oft genug in der Landschaftsfotografie einsetze. All die anderen Bereiche, in denen ein Fisheye oft zum Einsatz kommt, gehören nun mal nicht zu meinen bevorzugten Arbeitsgebieten: Astrofotografie, Innenarchitektur, Meteorologie (Wolkenfotos), Unterwasserfotos.

Deshalb hat mir Birgit Schmitz einige Fotos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank, Birgit! 🙂

Walimex Fish eye Walimex Fish-eye Walimex Fischauge Walimex Fisheye

Fazit

Zugegeben, wirklich nötig ist es nicht in einer Fototasche. Wie bei allen besonders weitwinkligen oder langen Brennweiten sind die Einsatzmöglichkeiten (1 Foto unter 1.000) extrem niedrig, insofern ist der Preis bei solchen Objektiven relativ gesehen überproportional hoch. Bei einem Preis von über 500 € kein Schnäppchen, aber andererseits, wenn selten eingesetzt, eine gute preisliche Alternative zu den Originalhersteller-Fischeyes, die deutlich teurer sind. Aber Spaß macht es trotzdem. 🙂

Wenn du also

  • das Geld hast,
  • deine Möglichkeiten um einen minimalen Bereich erweitern willst und/oder
  • dein Aufgabengebiet genau die Einsatzmöglichkeiten des Fisheyes abdecken

dann kauf dir so ein Ding und werde glücklich. Meinen Segen hast du! 😉

Und? Hast du auch ein Fisheye? Was fotografierst du damit?

[alert-announce]Bist du an einem Blogbeitrag interessiert, in dem ich den richtigen Einsatz eines Fisheyes erkläre (von wegen um jeden Zentimeter kämpfen)? Dann hinterlasse einen Kommentar. Kommen genug zusammen, mache ich mir die Mühe, ok?![/alert-announce]

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3 Kommentare

  1. Hallo Karsten – super gemacht und gefällt mir ????. Die eingearbeiteten Fotos sind natürlich auch klasse ! Und die Nach/Umfrage, ob es noch detaillierter sein soll, ist nur fair. Ich arbeite zwar auch gerne mit Perspektiven, aber das hier speziell ist nicht unbedingt mein Thema, aber ich freue mich auf die kommenden Blogs !!! ???? Schöne Grüße Thomas

  2. Moin! Es gibt tatsächlich Aufgabengebiete, wo ein Fisheye unentbehrlich ist — oder zumindest sehr, sehr hilfreich:

    360-Grad-Panorama – zwei bis sechs Fotos und die Kugel ist im Kasten. Das schafft kein Superweitwinkel der Welt, zumal Du ohne Fisheye immer mehrere Reihen schießen musst – kostet Zeit, erhöht Rechnerpower beim Stitchen exponentiell und verlangt sehr präzises Arbeiten. Sind bewegte Objekte im Panorama, ist Fisheye sowieso ein Muss.

    Astrofotografie – die kenne ich zwar nur vom Hörensagen, aber war es nicht so, dass Fisheye ausgerechnet für Aufnahmen vom Himmel erfunden wurde (in Frankreich)? Ich lese immer wieder von Leuten, die Sternenhimmel aufnehmen um das mit Fisch.

    Ansonsten ein klasse Artikel; danke!

    • Erwischt! Ich habe mich bisher nie für Kugelpanoramen interessiert. 🙂
      Astrofotografen erzielen mit einem Fischauge mit 220 ° Bildwinkel mit einer einzigen Aufnahme einen Ganzhimmel. Wusst’ ich auch. Soll’n sie. 🙂
      Danke für’s Lob! 🙂

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