Fotografische Bildgestaltung: Was den größten Effekt auf Klarheit im Bild hat
Neulich schrieb mir eine Teilnehmerin:
„Ich stehe vor demselben Café wie vor drei Monaten – aber ich sehe ein völlig anderes Bild.“
Ich fragte zurück: „Was siehst du jetzt?“
Ihre Antwort: „Dass ich vorher alles wollte. Und jetzt weiß ich, was ich wirklich brauche.“
Solche Dialoge gibt es immer wieder, wenn du dich aufmachst, Fotografie wirklich zu begreifen bzw. die fotografische Bildgestaltung.
Denn genau darum geht es auch in meinen Aufgaben für die Workclass: nicht um Wissen, sondern um Wahrnehmung.
In fünf Jahren habe ich gesehen, welche Übungen diesen Wandel wirklich auslösen.
Fünf Aufgaben, die den Unterschied machen zwischen sehen und gestalten. Diese Aufgaben stelle ich dir heute vor:
1. Reduktion – das Bild atmen lassen
Es gibt eine stille Angst, die viele Hobbyfotografen antreibt:
Wenn ich das weglasse, könnte es doch wichtig sein.
Wenn ich mich entscheide, könnte ich das Falsche wählen.
Also fotografieren sie lieber alles – und wundern sich, warum ihre Bilder so „laut“ sind.
Die Aufgabe Reduktion stellt sich dieser Angst frontal entgegen.
Sie zwingt dich, dich festzulegen.
Die oben erwähnte Teilnehmerin stand vor dem Schaufenster des Cafés – alles glitzerte: Spiegelungen, Schriftzüge, Gäste. Beim ersten Versuch war alles drauf.
Beim zweiten: nur eine Hand am Glas, von Licht getroffen.
Das Bild war plötzlich still – und dadurch stark.
Reduktion lehrt, dass Klarheit entsteht, wenn du den Mut hast, das Nebensächliche loszulassen.
Nicht weil es unwichtig ist, sondern weil du entscheidest, was wichtig für dieses Bild ist. Immer wieder. Bei jedem Bild!

2. Minimalismus – Präzision im Leeren
Eine Teilnehmerin fotografierte für diese Aufgabe eine weiße Wand mit einem Schatten.
Fast perfekt…
Aber unten links ragte eine kleine Ecke eines Heizkörpers ins Bild – kaum einen Zentimeter.
Das Foto war verloren.
Minimalismus verzeiht nichts!
Er lebt von Präzision, nicht von Leere.
Viele Fotografen glauben, Minimalismus sei einfach: wenig zeigen, fertig.
In Wahrheit ist er das schärfste Trainingsfeld für visuelle Genauigkeit.
Er zeigt, wie empfindlich Balance wirklich ist.
Und er deckt eine tieferliegende Angst auf: die Angst vor Leere.
Viele denken, ein leeres Bild sei langweilig.
Aber Leere ist kein Mangel – sie ist die Bühne, auf der Bedeutung sichtbar wird.
Minimalismus zwingt dich, Verantwortung zu übernehmen:
Wenn nur noch wenig im Bild bleibt, muss alles sitzen.

3. Ausschnitt 1 – Klarheit durch bewusste Begrenzung
Die meisten Fotografen schneiden falsch an.

Nicht, weil sie nicht reichlich darüber gelesen hätten – sondern, weil sie den Rand nicht als Gestaltungsmittel sehen.
Ein Ausschnitt ist keine technische Grenze, sondern eine Entscheidung:
Was bleibt im Bild – und über was erzählst du durch sein Fehlen?
Ein Teilnehmer zeigte ein Porträt – im ersten Versuch klassisch zentriert, alles ordentlich im Rahmen.
Beim zweiten: Kopf leicht angeschnitten, Blick in den Raum, die Leere wurde Teil der Geschichte.
Plötzlich hatte das Bild Haltung.
Ausschnitt ist die erste Form der Reduktion.
Er trennt nicht, er deutet an.
Und das macht ihn so stark: Du sagst weniger – aber das Wenige spricht deutlicher.
4. Visuelle Ordnung 1 – Aufräumen, ohne steril zu werden
Ein Teilnehmer schrieb nach dieser Aufgabe:
„Ich dachte immer, chaotische Märkte sind automatisch authentisch. Jetzt verstehe ich: Authentisch heißt nicht ungestaltet.“
Genau das trifft es.
Visuelle Ordnung ist kein Aufräumen im Sinne von Sauberkeit.
Es ist Struktur schaffen, ohne Leben zu zerstören.
In dieser Aufgabe begannen viele, Unruhe als Material zu sehen – nicht als Fehler.
Sie entzerrten Gruppen, ließen Lücken zwischen Formen, schufen Spalten, damit der Blick atmen konnte.
Ihre Bilder blieben lebendig – aber sie kippten nicht mehr ins Chaos.
Ordnung ist Fürsorge für das Auge.
Sie ermöglicht, dass Spannung sichtbar bleibt, statt zu verschwimmen.

5. Bildaufteilung 1 – die unsichtbare Architektur der Klarheit
Diese Aufgabe spaltete die Workclass.
Manche liebten sie, andere hassten sie. Denn hier prallen Gefühl und Geometrie aufeinander.

Goldener Schnitt, Drittelregel, Rabatment, Goldene Spirale – das klingt trocken.
Aber sobald du sie durch praxisnahe Übungen spürst, verändert sich dein Sehen.
Ein Teilnehmer legte sein Motiv exakt in die Spirale – perfekt, aber leblos.
Dann verschob er es einen Tick daneben.
Das Bild begann zu vibrieren!
Bildaufteilung lehrt, dass Balance nichts mit Symmetrie zu tun hat.
Ein Bild kann völlig asymmetrisch sein – und trotzdem ruhen.
Weil seine Kräfte im Gleichgewicht sind.
Das ist keine Regelkunde.
Das ist Physik für das Auge.
Wie diese fünf Aufgaben ineinandergreifen
Praxisbeispiel für fotografische Bildgestaltung: Stell dir vor, du fotografierst eine Straßenecke.
Reduktion hilft dir, die drei Autos, den Mülleimer und den Touristen rauszulassen.
Minimalismus zwingt dich, die eine Laterne so zu setzen, dass sie sitzt.
Ausschnitt entscheidet, ob du sie ganz zeigst, einen Teil von ihr oder nur ihren Schatten.
Visuelle Ordnung sorgt dafür, dass Pflastersteine und Fassade miteinander sprechen.
Und Bildaufteilung bringt Licht und Schatten ins Gleichgewicht.
Fünf Entscheidungen – ein Bild.
Und genau das ist Klarheit:
Nicht einfach nur weniger, sondern bewusster.
Die Workclass-DNA
In der Workclass bekommst du eine Aufgabe, lädst ein Bild hoch, bekommst Feedback – fertig.
Und in den Bildbesprechungen passiert etwas Seltenes:
Die Gruppe wertet nicht – sie sieht gemeinsam.
Wenn jemand sagt: „Das wirkt viel aufgeräumter als vor der Aufgabe!“, dann ist das kein Kompliment.
Es ist der Beweis, dass Lernen sichtbar geworden ist.
Diese immer neuen Aufgaben, dieses langsame Schärfen des Blicks, ist der eigentliche Fortschritt.
Fotografische Bildgestaltung: Der Prozess der Klarheit
Diese fünf Aufgaben sind der Kern.
Aber sie sind nicht das Ende.
Denn Klarheit ist nie fertig.
Sie vertieft sich – mit jedem Bild, das du machst.
Nicht jedes Foto muss laut sprechen.
Aber jedes sollte wissen, was es sagen will.
Bevor ich im November meinen nächsten DeepDive zum Thema „Klarheit in der Bildgestaltung“ veranstalte, kommen noch zwei weitere Blogbeiträge zum Thema Klarheit.
Bis dahin interessiert mich: Welches Gestaltungsthema bringt dich derzeit am meisten ins Grübeln – Reduktion, Ordnung oder Ausschnitt – oder was?

Hallo Karsten,
vielen Dank für den spannenden Artikel! Ja, genau da liegt glaube ich mein Problem, bzw. die Lösung. Wie mache ich aus einem langweiligen Bild etwas Spannendes? Ich sollte viel mehr überlegen, welche Stimmung, Emotion oder Wirkung das Bild haben sollte. Das Beispielbild mit den Arbeitern leuchtet mir sofort ein, aber warum kommt mir sowas nicht in den Sinn?
Also in Zukunft mehr über die Aussagekraft nachdenken und die Mittel Reduktion, Minimalismus, Ausschnitt, visuelle Ordnung und Bildaufteilung gezielt einsetzen.
Dann noch die Perspektive, die Tiefenschärfe und bei einer Bildserie den roten Faden nicht vergessen… warum kann ich mir das alles nicht merken??
Ich bin gespannt auf den nächsten Artikel.
herzliche Grüsse
Doris
Hallo Doris,
was für eine ehrliche und starke Rückmeldung – danke dir dafür!
Deine Frage „Warum kommt mir sowas nicht in den Sinn?“ stellen sich viele – und die Antwort ist: Weil die wenigsten von uns mit dieser Denkweise groß geworden sind.
Die meisten lernen erst mal, wie man belichtet, scharfstellt, welche Brennweite was macht. Und dann stehen sie plötzlich mit all ihrem Wissen vor einem Motiv und merken: Das Bild ist technisch okay – aber es reißt niemanden mit.
Der Wechsel hin zu „Was will ich eigentlich erzählen?“ ist für viele der Knackpunkt. Und du hast ihn genau benannt.
Dass du jetzt Reduktion, Ordnung, Ausschnitt, Wirkung, Serie, Perspektive und Schärfentiefe bewusst einsetzen willst – das ist der Anfang. Das braucht kein Auswendiglernen. Es reicht, wenn du dich bei der Bildauswahl immer wieder fragst:
„Was hat das Bild, was es spannend macht? Und was fehlt vielleicht noch?“
Nach und nach verinnerlichst du dann, „wie man ein Bild aufräumt“, bevor du überhaupt auf den Auslöser drückst.
Ich verspreche dir: Das kommt mit jedem Bild ein Stück mehr!
Ich freu mich, dass du dranbleibst, 🙂
der Karsten
Hallo Karsten, vielen Dank für den Artikel.
Ich lese jeden einzelnen sehr genau und wie immer bei dir sind die Artikel sehr durchdacht geschrieben sodass man beim Lesen stets seine eigene Fotografie überdenkt und analysiert.
Du fragst,was mich am beim Fotografieren am Meisten ins Grübeln und Schwitzen bringt ?
Ich habe darüber nachgedacht und kann es dir sagen:
Ich glaube es ist die visuelle Ordnung.
Verbunden mit der Frage welchen Tod man stirbt.
Als Streetfotografin bin ich einiges an Chaos gewöhnt.
Dennoch ist es nicht immer einfach sofort zu sehen, wo ich mich am besten hinstelle, dass zum Beispiel alles bestmöglich entzerrt ist.
Zeit, vorher die Lokation zu begutachten habe ich nicht, ich komme an, rede erstmal mit dem Menschen und dann geht die Fotografiefrei auch gleich los.
Ich habe meist um die 2 Minuten für die Fotos.
Länger nicht, die Menschen werden dann ungeduldig und wollen ihre Arbeit – in Ruhe und ohne Fotograf – wieder aufnehmen.
Also, die Fotos müssen sitzen.
Das bedeutet wenn ich’s ausnahmsweise nicht sehe, wo ich am besten stehen soll, renne ich auch mal von links nach rechts und um die Person herum.
Und dann muss man sich oftmals auch noch entscheiden: welchen Tod stirbt man?
Mülltonne in Bild? Gegenlicht – also völlig ausgefresse Lichter rechts im Bild? (z.B. Sonne scheint zwischen Holzplatten durch) Nicht freigestellt von anderen Menschen?
Kopf des Menschen mitten im Gemüse und er wird selbst zum Blumenkohl?
Vielleicht sollte ich also doch dort stehen wo ihn dann ein Objekt – etwa ein Querbalken oder der Horizont „den Kopf abschneidet“?
Oder kann ich das Horizont Problem umgehen wenn ich ihn von unten fotografiere?
Schon, aber dann sehe ich nicht was in seiner Schüssel drin ist, die und er in der Hand hält! Das war doch auch wichtig!
Und am schlimmsten wird es für mich, wenn ich sehe, so geht’s grad gar nicht, also wenn es dann noch darum geht „das Motiv“ das heißt den Menschen „woanders hinzustellen“ also ihn zu bitten sich wo anders hinzubewegen.
Die Frage ist dann immer: ja wohin soll er denn gehen? Dann muss ich all die Fragen von oben wieder beantworten und zwar vorab.
Das sind meine täglichen größten Herausforderungen.
Bei jedem Bild. Manchmal gelingt es besser sie zu meistern und manchmal denke ich mir
„Mei, warum bist du eigentlich nicht noch 2 Meter nach rechts gelaufen, hm ?“
Man lernt wohl nie aus… 🙂
Aber so bleibt die Fotografie auch immer spannend und herausfordernd.
Hallo,
wow, danke für diese ehrliche und detaillierte Schilderung! Das ist genau die Art von Reflexion, die dich als Fotografin weiterbringt – auch wenn’s im Moment verdammt stressig ist.
Und ja, du hast es perfekt auf den Punkt gebracht: „Welchen Tod stirbt man?“ Das ist DIE Frage in der Streetfotografie und bei spontanen Porträts. Du hast keine Zeit für den perfekten Spot, keine zweite Chance, keine kontrollierte Studiosituation. Stattdessen: Chaos, Zeitdruck, ungeduldige Menschen und die Gewissheit, dass IRGENDWAS immer suboptimal sein wird.
Was du beschreibst, ist übrigens genau das, was gute Streetfotografie ausmacht: diese Fähigkeit, in Sekundenbruchteilen zu entscheiden, welcher Kompromiss der beste ist. Mülltonne im Bild oder abgeschnittener Kopf? Ausgefressene Lichter oder Blumenkohl-Kopf-Verschmelzung? Das sind keine Anfängerfragen, das sind Profifragen. Und die Tatsache, dass du dir diese Fragen überhaupt stellst, zeigt, dass du visuell schon sehr weit bist.
Dein Problem ist nicht mangelndes Können, sondern mangelnde Zeit für die Umsetzung. Und genau deshalb ist deine Strategie richtig: Laufen, ausprobieren, schnell entscheiden. Mit der Zeit entwickelst du immer mehr ein Gespür dafür, wo der „beste schlechte Kompromiss“ ist. Und manchmal ist es tatsächlich besser, die Person zwei Meter weiter zu bitten – auch wenn das Überwindung kostet.
Ein kleiner Trost: Selbst nach 42 Jahren denke ich mir manchmal noch „Warum bist du nicht zwei Meter nach rechts?“ Das gehört dazu. Aber genau das hält uns wach und macht die Fotografie spannend.
Mach weiter so – und vertrau auf deine Intuition. Die wird mit jedem Shooting besser! 🙂
der Karsten
Moin Karsten, den Blog hatte ich mal vorher lesen sollen, da ich genau vor dem Problem gestern stand als ich mein „Gorch Fock“ Bild eingereicht hatte. Es erfordert manchmal einfach etwas Mut. Danke für den Beitrag! Viele Grüße, Thomas
Moin Thomas,
genau dafür schreibe ich die Blogartikel – damit solche Aha-Momente entstehen!
Das mit dem Mut sprichst du völlig richtig an. Gerade wenn du schon ein Bild ausgewählt und eingereicht hast, fühlt sich alles danach schnell „festgelegt“ an. Aber oft lohnt es sich, nochmal einen Schritt zurückzugehen, den Blick zu schärfen – und sich zu fragen: *Was zeigt das Bild wirklich? Und was will ich eigentlich erzählen?*
Und ja: Mut gehört immer dazu – beim Fotografieren genauso wie beim Zeigen und Überarbeiten von Bildern.
Freut mich, dass der Artikel dir im Nachhinein nochmal was klargemacht hat. Beim nächsten Bild gehst du bestimmt mit noch mehr Klarheit ran.
Viele Grüße
Karsten
Hallo Karsten,
beim Lesen des Artikels habe ich viele eigene Bilder vor mir gesehen. Ich habe mein Fotobuch einer Fotografin gezeigt, sie hat die Bilder nach diesen Kriterien bewertet und ist sie mit mir durchgegangen. Das war ein sehr großer AHA-Moment. Oftmals wurde meine eigentliche Bildaussage in Frage gestellt, da ich die Klarheit des Sehens für mich noch nicht hatte. Jetzt betrachte ich Bilder im Nachgang mit anderen Augen.
Der Blogbeitrag hilft mir dabei sehr. Vielen Dank für die sehr übersichtliche und verständliche Darstellung!
Herzliche Grüße
Diana
Hallo Diana,
wie schön, dass du beim Lesen des Artikels direkt an deine eigenen Bilder denken musstest – genau das soll die Auseinandersetzung mit Bildgestaltung ja leisten: nicht nur erklären, sondern auch etwas in Bewegung setzen.
Dein AHA-Moment klingt wertvoll. Es braucht Mut, anderen die eigenen Bilder zu zeigen – und noch mehr, die Rückmeldungen wirklich anzunehmen. Dass du seitdem mit anderen Augen auf deine Fotos schaust, ist ein riesiger Schritt. Diese Klarheit des Sehens entwickelt sich mit jeder bewussten Auseinandersetzung weiter – und dass du dir dafür Zeit nimmst, zeigt, wie ernst du deinen fotografischen Weg nimmst.
Genau so weuter! 🙂
Herzliche Grüße
Karsten
Hallo Karsten, mir geht es ähnlich wie Doris. Wie kann ich aus einem langweiligen Bild ein Bild machen, das meine Emotionen auch zeigt und damit spannend für den/die Bildbetrachter/in wird?
Einiges habe ich schon in Deinen Workclasses gelernt, v.a. die Reduktion. Doch gelingt es mir nicht immer, die obigen fünf Aufgaben (Reduktion, Minimalismus, Ausschnitt, Visuelle Ordnung und Bildaufteilung) unter einen Hut zu bringen. Hier muss ich noch viel üben. Auch ist es für mich ab und zu schwierig, welches Bild ich aus einer Bildserie auswählen soll.
Ich bin daher sehr froh um die Workclasses und nun auch um die DeepDives. Deine gut geschriebenen Blogbeiträge zu den DeepDives finde ich sehr wertvoll und geben mir viele weitere gute Inputs wie auch Deine Einzelfeedbacks zu den Bildern in einer Workclass. Ich danke Dir herzlich dafür.
Hallo Gabriella,
dein Kommentar zeigt ganz wunderbar, wie ernst du dich mit deiner Fotografie auseinandersetzt – und genau darin liegt bereits die halbe Miete. Die Schwierigkeit, ein emotional erlebtes Bild auch für andere spürbar zu machen, ist keine Schwäche. Sie ist ein zentrales Thema, das alle beschäftigt, die sich nicht mit „schönen Bildern“ zufriedengeben wollen.
Dass du Reduktion bereits als Werkzeug für mehr Klarheit nutzt, ist ein starker Anfang. Und du hast völlig recht: Die fünf Aufgaben (Reduktion, Minimalismus, Ausschnitt, visuelle Ordnung, Bildaufteilung) unter einen Hut zu bringen, ist oft wie Jonglieren – besonders wenn noch Emotionen mit im Spiel sind. Die gute Nachricht: Sie müssen gar nicht immer alle gleichzeitig perfekt sitzen. Oft reicht es, wenn zwei oder drei davon bewusst gewählt und konsequent durchgezogen werden.
Gerade bei Serien hilft oft ein Perspektivwechsel: Nicht das eine beste Bild suchen – sondern fragen: „Welches Bild führt am stärksten in die Geschichte hinein?“ Oder: „Welches Bild trägt die Emotion, die ich empfunden habe?“ Manchmal ist das gar nicht das technisch beste, sondern das klarste oder das mutigste.
Ich freue mich sehr, dass du aus Workclass und DeepDive so viel für dich mitnimmst. Und ich bin sicher: Wenn du mit dieser Haltung dranbleibst, werden deine Bilder nicht nur schöner – sondern auch berührender.
Herzliche Grüße,
der Karsten
Hallo Karsten,
ich stimme Thomas C. vollkommen zu: Ich hätte den Blog besser schon früher lesen sollen. Danke für den Hinweis im Workclass-Webinar!
Was mir bei den Aufgaben ziemlich schwierig scheint ist die Unterscheidung von Reduktion und Minimalismus. Die beiden greifen doch sehr stark ineinander oder verstehe ich das falsch? Und die Idee, eigene Bilder einer
Fachkraft (Fotograf/in, Künstler/in) zu zeigen und sie auf diese 5 Aufgaben hin zu betrachten, werde ich wohl auch einmal umsetzen.
Herzliche Grüße
Wini
Hallo Wini,
danke dir – freut mich, dass du über den Blogartikel nochmal einen neuen Zugang gefunden hast!
Und du hast völlig recht: Reduktion und Minimalismus liegen nah beieinander – aber sie meinen nicht ganz dasselbe.
• Reduktion ist erstmal eine Strategie. Du entfernst aktiv alles, was nicht zum Bild gehört, um Klarheit zu schaffen. Das kann in jeder Art von Bild passieren – auch in einem farbenfrohen Streetfoto mit vielen Elementen, bei dem aber trotzdem die Ordnung stimmt.
• Minimalismus hingegen ist oft eher ein Stil. Er strebt nicht nur nach Ordnung, sondern nach Leere, nach möglichst wenigen Bildelementen, oft kombiniert mit viel Raum, klaren Linien und ruhiger Farbigkeit.
Du kannst also ein reduziertes Bild haben, das nicht minimalistisch ist – aber ein minimalistisches Bild ist fast immer stark reduziert.
Die Idee, deine Bilder mal im Hinblick auf diese Aufgaben von jemand Externem beurteilen zu lassen, ist übrigens super! Außenstehende sehen oft klarer, wo du schon sehr bewusst arbeitest – und wo du vielleicht noch tiefer reingehen kannst. So ein individuelles Coaching kannst du übrigens auch von mir bekommen.
Herzliche Grüße
der Karsten